November 21, 2024

BlackHoleAgency – Konzertveranstalter

Marduk’s Anniversary Tour 2022

 

MARDUK SCHLAGEN ZURÜCK

Offenbar hat die schwedische Panzerdivision das Städtchen Wetzikon Anfang November des vergangenen Jahres doch nicht komplett dem Erdboden gleichgemacht. Vielleicht sind sogar gewisse Rebellentruppen der Zerstörungswut entkommen. Weitere Gründe sind Stoff für Spekulationen. Marduk kehrten jedenfalls am Freitagabend ins Zürcher Oberland zurück, um die unvollendete Mission zu beenden.

Da scheint jemand Gefallen am Hall Of Fame-Club gefunden zu haben. Anders kann ich mir die zwei Shows innert sieben Monaten nicht erklären. Das spricht freilich für die gute Organisation des Ladens und die angenehme Betreuung der Musiker. Pasquale und seine Leute sind heute allerdings bloss für die Überwachung der Räumlichkeiten zuständig. Der Event selbst wird nämlich von der Black Hole Agency durchgeführt, die sich aufgrund ihres eigenen Festivals und anderen Konzerten mittlerweile ebenfalls bestens in der «Ruhmeshalle» auskennt. Alles ist angerichtet für einen lauten und polternden Start ins verlängerte Pfingstwochenende!

Moorah

Für die Eröffnung des Unterhaltungsprogramms sind die Tschechen von Moorah besorgt. Eigentlich spielen sie gefühlt nur für meinen Freundeskreis und meine Wenigkeit, denn viel mehr Nasen haben den Weg hierhin noch nicht gefunden. Es wäre absolut wünschenswert, wenn sich dies im Verlauf des Abends ändern würde. Das Quintett auf der Bühne wird von diesem Umstand jedoch nicht aus dem Konzept gebracht und zieht seinen Post Black-Vortrag unbeeindruckt durch.

Ein gemächlicher Beginn, dem irgendwie die besondere Würze fehlt. Daran kann selbst der gegen Ende an der Trommel herumhantierende Special Guest nix ändern. Zudem scheint der Keyboarder sein Instrument kaum zu verwenden. Erfüllt es etwa lediglich einen dekorativen Zweck? Vielleicht können mich die Osteuropäer bei unserer nächsten Begegnung überzeugen. Ihrem Genre bin ich schliesslich grundsätzlich nicht abgeneigt.

Skaphos

Die Requisiten der nächsten Truppe lassen ein Faible für die Seefahrt im 19. Jahrhundert erahnen. Das würde sowieso hervorragend zum Namen der Akteure passen, denn «Skaphos» ist das griechische Wort für Schiff. Oh ja, dieser Kahn nimmt verdammt schnell Fahrt auf! Die Kombination aus Death und Black Metal trifft uns mit voller Wucht! Nach den eher ruhigeren Tönen von Moorah ist das ein waschechter Weckruf. Die um mich herum rotierenden Mähnen sind ein eindeutiger Beweis, dass das Gezeigte ausgezeichnet ankommt.

Die aus Lyon in Frankreich stammenden Künstler nutzen die ihnen zur Verfügung stehende halbe Stunde, um den Zuhörern einen kleinen Einblick in ihre beiden bisher veröffentlichten Studioscheiben «Bathyscaphe» (2020) und «Thooï» (2022) zu gewähren. Neben der Seefahrer-Thematik behandelt der Vierer in seinen Kompositionen auch Aspekte aus dem Universum des US-amerikanischen Horror-Schriftstellers H. P. Lovecraft. Fürwahr DIE Entdeckung des Abends! Skaphos sind sozusagen eine maritime Version von Belphegor.

Doodswens

Beim holländischen Todeswunsch («Doodswens») handelt es sich um einen Wiederholungstäter. Die Band stand bereits beim letzten Gastspiel in diesen Räumlichkeiten als Support-Act im Einsatz. An die damalige Darbietung hege ich gemischte Gefühle. Eventuell geht der zweite Anlauf ja besser vonstatten. Wir werden es bald herausfinden.

Im neuen Line Up-Gewand agiert das Gefüge als Trio. Wir haben die Herren N. (Bass/Gesang) und S. (Gitarre) sowie die Dame I. hinter der Schiessbude. Dieser frische Wind scheint exakt die gewünschte Wirkung zu entfalten, denn die Protagonisten musizieren regelrecht entfesselt. Und das sage ich keinesfalls bloss wegen der Weihrauch-Dosis, die sich konstant in meinem Riechkolben einnistet. Doodswens geben Gas und hauen uns mit «Longing For Dead» obendrein einen bis dato unveröffentlichten Track um die Lauscher. Einzig N. unterläuft ein kleiner Fauxpas, als er uns zuerst mit «Austria» anspricht. Ups! Dieses Missgeschick wird dafür im Anschluss in sämtlichen Ansagen mit exzessivem Gebrauch des Wortes «Switzerland» fleissig kompensiert.

Marduk

Die um 22.10 Uhr aufheulenden Sirenen verkünden dann die Ankunft des Headliners. Ohne grosses Vorgeplänkel schreiten die von General Mortuus angeführten Schweden zur Tat und setzen mit «Werwolf» eine erste Duftmarke. Unaufhaltsam rollt die Panzer-Division durch das Hall Of Fame. Gefangene werden keine gemacht und Gnade erfährt hier sowieso keine Sau (ausser allenfalls das «Frontschwein»).

Immerhin tummeln sich mittlerweile etwas mehr Personen vor der Bühne. Von einer ausverkauften Show sind wir trotzdem meilenweit entfernt. Der Publikumsaufmarsch war im vergangenen November definitiv ein bisschen besser. Da zweifelt man fast schon langsam an der ansonsten so hochgelobten Treue der Black Metal-Sympathisanten. Für mich ist das persönlich das inzwischen achte Aufeinandertreffen mit Marduk. Langeweile habe ich bei all diesen Gigs noch nie verspürt. Der Vierer ist einfach ein sicherer Wert! Die Begriffe «Enttäuschung» oder «Schwäche» haben die Nordmänner aus ihrem Wortschatz verbannt.

Den Kultspruch rund um diese Gruppe haben mein Freundeskreis und ich übrigens umgetauft. Von jetzt an heisst es: «Nur Scheisse, verdammte Marduk!» Darüber lachen dürfen wir jedoch erst wieder nach dem Auftritt. Man will schliesslich die ernst aufgesetzte Miene nicht gefährden. Andernfalls wird Nachhilfeunterricht bei Mortuus zum Thema. Der Kerl weiss eindeutig, wie’s geht. Mit hasserfüllter Fratze krächzt er sich seine Seele aus dem Leib und strahlt dabei eine unfassbare Souveränität aus.

Nach rund 75 fehlerfreien Minuten beendet der Headliner sein heftiges Abrisskommando und verschwindet in die Backstage-Zone. Wir lassen das Gezeigte bei ein paar Feierabendbierchen sacken und freuen uns gedanklich schon auf die nächsten Events in der Wetziker Ruhmeshalle. Endlich ist die Agenda wieder rappelvoll!

Das Fanzit – Marduk, Doodswens, Skaphos, Moorah

Meine persönlichen Highlights dieses Abends hiessen Skaphos und Marduk. Sämtliche Equipen durften sich an einer lupenreinen Soundqualität erfreuen. Dafür liess die Besucherzahl bedauerlicherweise zu wünschen übrig… Man hatte wohl keine Lust, die schwedische Panzer-Division nach ihrer Performance am 06. November 2021 in einem verhältnismässig kurzen Zeitraum direkt nochmals im Hall Of Fame zu erleben.