November 21, 2024

BlackHoleAgency – Konzertveranstalter

Black Hole Fest III

ZUM DRITTEN MAL INS SCHWARZE LOCH GEFALLEN

Tatort: Hall Of Fame, Wetzikon. Während zweier Tage wurde die sechstgrösste Stadt des Kantons Zürich von haufenweise schwarzgekleideten Gestalten heimgesucht, die sich in der dort angesiedelten «Ruhmeshalle» versammelten, um gemeinsam am Black Hole Fest III der von ihnen intensiv verehrten, finsteren Musik zu huldigen. Auf der Bühne gaben Truppen wie Batushka, Ghörnt oder Paradise In Flames den Takt an. Weitere Details entnehmt ihr dem nun folgenden Erlebnisberichts eures tatkräftigen Metalinside-Journalisten Dutti.

Freitag, 29.04.2022 – Tag 1

Bereits zum dritten Mal rufen Reto, Sven, Tamara und ihre Helferlein die pechschwarzen Seelen zu sich nach Wetzikon. Selbstverständlich kommen wir dieser Aufforderung gerne nach. Es ist an der Zeit, die Höllenpforten zu durchschreiten und dem Black Hole Fest III beizuwohnen. Wer wird wohl dieses Mal Geschichte schreiben? Bei der letztjährigen Ausgabe haben zweifelsohne die Schweden von Dark Funeral mit einem unfassbar imposanten Auftritt alles und jeden aus den Socken gehauen! Erinnerungen für die Ewigkeit (siehe Review). Aufgrund dessen sind wir extrem heiss auf die nächste Black Metal-Ladung. Dem Wettergott scheint es übrigens ähnlich zu gehen, denn er lässt die feurige Kugel am Firmament gnadenlos auf uns herabbrennen. Doch verzagt nicht! Das Innere des Hall Of Fame brilliert grundsätzlich immer mit idealen Bedingungen für Schattengewächse. Also nix wie hinein in die gute Stube. Wobei… Halt! Zuerst sollte ich noch mein reserviertes Festival-Shirt am Eingang abholen. Das Design hat eine tiefere Bedeutung: Auf der Vorderansicht schreitet man durch einen langen Korridor (der optimal zu jedem Horrorfilm passen würde) bis zu einer Tür. Sobald diese geöffnet wird, winkt auf der Rückseite das Line-Up mit den diesjährigen Equipen.

Im Club angekommen schreiten wir zuerst einmal in Richtung Bar. Die ersten Gerstensäfte müssen her. Aktuell herrscht noch gähnende Leere, aber für einen Freitagnachmittag ist das auch irgendwie nachvollziehbar. Hoffen wir einfach, dass die grosse Masse pünktlich zum Feierabend hier aufschlägt. Bis dahin heisst es für meine Freunde und mich Stellunghalten und die Ruhe vor dem Sturm geniessen. Die Wiedersehensfreude bei den «üblichen Verdächtigen» ist immens! HoF-Capo Pasquale ist logischerweise ebenfalls anwesend und achtet darauf, dass mit seiner Halle sorgfältig umgegangen wird. Im benachbarten Fumoir hat sich das deutsche Label TeufelsZeug Records mit einer Merch-Ecke eingenistet. Da werden unter anderem sehr schön gefertigte Schmuckstücke angeboten, die uns sogleich in die Augen stechen. Die eine oder andere Investition könnte hier im Verlauf des Abends durchaus getätigt werden. Weil der eigentliche Programmplan bereits erste Verzögerungen erfahren hat, bleibt noch ausreichend Zeit zum Stöbern.

Paradise In Flames

Doch um 16.30 Uhr geht es dann endlich auf der Bühne ans Eingemachte. Paradise In Flames aus Brasilien übernehmen den Eröffnungs-Part für das gesamte Festival. Die «Zuckerhut-Schwarzmetaller» sind Bestandteil des Tour-Packages von Batushka, welche ja im späteren Verlauf des Abends als Headliner an den Start gehen werden. Aber nun zurück zu den Brasilianern. Die zeigen nämlich rasch, dass sie definitiv Aufmerksamkeit verdienen (obschon der spärliche Besucheraufmarsch dies nicht ganz korrekt widerspiegelt…). Stilistisch würde ich das Quintett in die Symphonic Black Metal-Schublade packen. Ihre überzeugende Darbietung kommt einem Gemisch aus Cradle Of Filth und Fleshgod Apocalypse gleich. Klampfer A. Damien und Keyboarder Guilherme de Alvarenga übernehmen das Gekrächze, während Madame O. Mortis die opernhaften Elemente beisteuert. Möglicherweise dürften Paradise In Flames den sogenannten «wahren» Black Metal-Anhängern nicht sonderlich zusagen, aber meines Erachtens bringen sie fraglos Abwechslung in das Billing. Nach diesen 50 Minuten steht bei einigen von uns der Erwerb von Souvenir-Artikeln unumstösslich fest. Netterweise machen wir die Künstler darauf aufmerksam, dass sie bei den Preisen ihrer Ware ruhig ein bisschen schrauben dürfen. Zehn Euro für ein Shirt ist ja praktisch geschenkt. Da lege ich absolut gerne noch etwas Trinkgeld drauf. «Obrigado Brasil!»

Eshtadur

Nächste Kapelle bleiben wir direkt auf dem südamerikanischen Kontinent. Dieses Mal geht die Reise nach Kolumbien – in die Heimat von Eshtadur. Diese Herrschaften setzen auf melodiöses Todesblei. Sie sind – nebenbei erwähnt – offenbar der Hauptgrund für den durcheinandergewirbelten Zeitplan. Tja, wer kennt es nicht? Gestresst auf die Uhr blicken, weil man dringend irgendwohin muss und dann steht dem eigenen motorisierten Untersatz plötzlich eine undurchdringbare, verfluchte lange Blechlawine im Weg. Mühsam… Glücklicherweise sind die Jungs trotzdem noch im Hall Of Fame angekommen. Aber für ein nächstes Mal hätten die Veranstalter vielleicht eine andere Band vorziehen und Eshtadur dann später spiele lassen können.Die Performance ist akzeptabel, aber Paradise In Flames haben mir persönlich besser gefallen. Gast-Axtmann Hubert «Hub» Więcek ist allerdings mit vollem Elan bei der Sache und fühlt seine Soli mit Haut und Haar. Der Pole, welcher unter anderem bei Decapitated aktiv war, versteht sein Handwerk. Vielleicht punkten Eshtadur dann bei unserem nächsten Aufeinandertreffen mit einer ansprechenderen Leistung.

Hån

Der dritte Slot gehört einem von zwei helvetischen Vertretern an dieser Veranstaltung. Aufgrund ihrer geschminkten Antlitze wirken die aus Basel stammenden Hån wie eine Horde von wütenden Pandabären. Das soll jedoch keinesfalls eine Verniedlichung darstellen. Die «Bebbi» hauen mit ihrem druckvollen Black Metal effektiv auf die Pauke und stellen eindeutig unter Beweis, dass sie sich vor der internationalen Konkurrenz nicht zu verstecken brauchen. Hört euch in diesem Zusammenhang ruhig einmal die aktuelle Platte «Breathing The Void» an. Ein sackstarkes Teil! Im mittlerweile etwas volleren Hall Of Fame sind jedenfalls etliche Headbanger auszumachen, welche das musikalische Schaffen der Lokalmatadoren fleissig bejubeln. Folgender Servicebeitrag sei an dieser Stelle nachgereicht: Das «å» im Bandnamen ist wie ein «o» auszusprechen.

Depressive Witches

Bisher kannte ich ehrlich gesagt nur die Burning Witches. Aber in unserem westlichen Nachbarland scheint offenbar eine depressive Hexen-Version  zu existieren. Das Duo besteht aus den Mitgliedern Sick Bab (Gesang/Gitarre) und Torvuus (Drums). Solche Zweiergespanne haben oftmals einen schweren Stand. Es ist schliesslich unglaublich anspruchsvoll, mit reduziertem Personal dieselbe Durchschlagskraft wie eine vollzählige Gruppe zu generieren. Allerdings existieren auch Exemplare, die das locker hinkriegen. Ich denke da beispielsweise an Inquisition. Der vorgetragene Black ‘N’ Roll hat ab und an seine reizvollen Augenblicke. Bei der Durchsicht der Setliste ist ein gelegentliches Schmunzeln kaum zu vermeiden. Die Songtitel klingen teilweise wie eine abgedroschene «Fantasy-Parodie». Eventuell ist aber genau die Tatsache, dass sich die «Messieurs» selbst nicht zu ernst nehmen, die klammheimliche Wunderwaffe. Das erzeugt eine gewisse Grundsympathie. Ich begebe mich nach dem Gig gerne freiwillig umgehend auf die Suche nach dem «Medieval Strip Club».

Warmoon Lord

Stripperinnen habe ich leider keine entdeckt, aber dafür wurde mir eine weitere Hopfen-Blondine offeriert, welche ich dankend angenommen habe. Die nächsten Künstler sind Warmoon Lord aus dem Land der tausend Seen. Aufgrund meiner im Vorfeld getätigten Recherche bereitet mir das Label der Truppe ein wenig Kopfzerbrechen. Werewolf Records respektive gewisse dort unter Vertrag stehende Protagonisten wurden nämlich auch schon mit politisch heikler Gesinnung in Verbindung gebracht. In den Weiten des Internets ist jedoch stets Vorsicht geboten. Der Wahrheitsgehalt ist bei vielen Beiträgen alles andere als gewährleistet. Ausserdem möchte ich nicht einen ähnlichen Fehler wie beim Black Hole Fest I begehen, an welchem die Formation Runenwacht von meiner Wenigkeit zu schnell und zu Unrecht an den Pranger gestellt wurde… Während der Performance sind glücklicherweise keine negativen Sequenzen oder Ähnliches auszumachen. Im Gegenteil, die Finnen agieren auf verflucht hohem Niveau und schmeissen mit Melodien um sich, wie sie eben nur eine «Suomi-Equipe» zu schreiben vermag. Die Besucher sind allesamt begeistert und feiern die nordischen «Nietenmonster» rund um ihren Anführer Lord Vrăjitor.

Batushka

Die ersten Wellen von Weihrauch bahnen sich ihren Weg in mein Riechorgan. Höchstwahrscheinlich werde ich diesen penetranten Geruch in den kommenden Tagen kaum mehr loswerden. Auf der Gegenseite ist das aber auch ein gutes Zeichen, denn diese «Räucherstäbchen-Orgie» kündigt gleichzeitig den Auftritt des heutigen Headliners an: Batushka aus Polen. Die geheimnisvollen, mysteriösen, okkulten Ordensbrüder halten nun ihre 80 Minuten dauernde Messe ab, die keinen von uns wirklich kalt lässt. Dank Roben und vermummten Gesichtern bleiben die Identitäten der Künstler im Schatten (obwohl sie mittlerweile im World Wide Web zum Teil trotzdem durchgesickert sind). Im Zentrum des Interesses steht der Altar des Oberpriesters, auf welchem zwei Totenschädel als Dekorationen herumliegen. Von dort aus predigt (beziehungsweise krächzt) der Anführer seine hasserfüllten Botschaften ins Mikrofon. Generell ist die Bühne randvoll mit diversen Requisiten. Eigentlich möchte man von dieser beeindruckenden Darbietung keine Sekunde verpassen, aber mein Magen verlangt nichtsdestotrotz plötzlich nach einem Mitternachtssnack. Also nix wie hin zum Grill, um anschliessend wieder gestärkt dem Rest der Zeremonie beizuwohnen. Seit Ende 2018 tobt bedauerlicherweise ein Rechtsstreit zwischen Gitarrist Krzysztof Drabikowski und Sänger Bartłomiej Krysiuk und deswegen existieren zwei Versionen von Batushka. Ich vermeide an dieser Stelle das Abdriften in irgendwelche Details, weil da sowieso eh keine Sau mehr hundertprozentig durchblickt… Es ist stets schade, wenn man das musikalische Schaffen von solchen Episoden überschattet wird. Gemäss meinen Nachforschungen müsste hier in Wetzikon gerade die «Krysiuk-Variante» auf der Bühne stehen. Und diese liefert – wie schon weiter oben erwähnt – hervorragend ab. Ein optimaler Tagesabschluss!

Das Fanzit – Freitag – Black Hole Fest III

Als Résumé kann verdientermassen von einer gelungenen, ersten Etappe des Black Hole Fests III gesprochen werden. Die Besucheranzahl wurde stündlich besser und die gesamte Festival-Crew war engagiert bei der Sache und versuchte selbst in stressigen Situationen konstant Ruhe zu bewahren. Der einzige Kritikpunkt meinerseits bleibt der durcheinandergewirbelte Zeitplan. Ungeachtet dessen vermochten die Bands die Massen mit stimmigen Gigs zu begeistern. Hervorgestochen sind bei mir persönlich Paradise In Flames, Hån und Batushka.

Samstag, 30.04.2022 – Tag 2

Nach ein paar Stunden Nachtruhe steht schon bald der zweite Festivaltag an. Maximale Erholung ist sowieso etwas für Amateure, nicht wahr? Bewaffnet mit Dosen-Hülsen geht’s vom Bahnhof Wetzikon erneut in Richtung Hall Of Fame. Im Vergleich zu gestern scheint der Wettergott dieses Mal eher depressiv und wütend zu sein. Unermüdlich prasseln die Regentropfen auf uns herab. Vor der Location ertönt dann gar noch ein Donnergrollen! Die heutige Live-Beschallung soll bitte ähnlich wuchtig ausfallen.

Horns

Das Erzeugen der ersten Lärm-Ladung obliegt heute den polnischen Schwarzmetallern Horns, die pünktlich um 15.30 Uhr in ihr Set starten. Das Quartett legt einen astreinen Beginn hin und beweist, dass es perfekt zu diesem Festival passt. Exakt so haben diabolische Melodien zu klingen! Fronter Drac hantiert phasenweise mit einem kleinen Petruskreuz herum. Dieses wird auch schon mal abgeleckt und dazu ertönen «Hail Satan»-Rufe. Klischee oder Gotteslästerung? Egal, es funktioniert. Dazu recken wir unsere «Horns» gerne in die Höhe. Vorgetragen werden beinahe ausschliesslich Tracks vom 2021er-Album «Śmierć nie jest granicą». Des Weiteren knallen uns die Osteuropäer zum Abschluss ein Burzum-Cover auf die Lauscher. Sie hätten – gemessen an ihrer Leistung – diskussionslos mehr Zuschauer verdient, aber als Opening-Act hat man diesbezüglich häufig ein eher schwieriges Schicksal.

Dantalion

Die akustische Reise wird später in Spanien fortgesetzt. Die dort residierenden Dantalion setzen auf einen Mix aus schwermütigen und melodiösen Tonfolgen. Schwere Kost am Spätnachmittag. Bei der Betrachtung der Bewegungen und Gestik von Sänger Sanguinist wird mir ziemlich schnell klar, wer ihm da als Inspirationsquelle gedient hat. Das muss einfach Gaahl höchstpersönlich gewesen sein. Von ihm und seinem Projekt Gaahls Wyrd bin ich bekanntermassen flammender Anhänger. Dantalion wiederum agieren zwar nicht ganz so stark wie die Norweger, aber es existieren trotzdem einige überzeugende Parts in ihrer Show. In den Publikumsreihen, welche mittlerweile ein bisschen Zuwachs erhalten haben, sind zumindest einige Mähnenschwinger auszumachen.

Hallig

Als nächstes gehen Wiederholungstäter an den Start: Hallig aus Bochum waren nämlich schon beim allerersten Black Hole Fest mit von der Partie. Eventuell sind sie heute zusätzlich motiviert, denn vor ein paar Stunden hat der VFL Bochum schliesslich Borussia Dortmund mit 4:3 niedergerungen (also sofern sie Fussball-Fans sind). So oder so empfinde ich die heutige Performance noch stärker als beim letzten Mal. Die Jungs sind somit ein sicherer Wert und als Veranstalter kann man sich bei ihrer Verpflichtung entspannt zurücklehnen. Allenfalls wären sie einmal an einem Meh Suff!-Festival ein Thema, wer weiss? Als der Sänger gegen Ende seine Weste abgelegt und seinen tätowierten, gestählten Oberkörper präsentiert, muss ich einigen geifernden Mädels um mich herum fast mit einem Tuch den aus ihren Mündern tropfende Sabber abwischen. So kann ich der Putzequipe immerhin ein bisschen Arbeit abnehmen.

Ghörnt

Dem Gig der nächsten Akteure haben wir im Vorfeld frenetisch entgegengefiebert. Das Motto für die kommenden 50 Minuten lautet: «Mir und ihr alli sind Ghörnt!» Richtig gelesen, in dieser Sequenz dominiert das Schweizerdeutsch. Vor zwei Jahren haben Thulus (Asgard) und J. (Malphas und Tätigkeiten in gefühlt 100 weiteren Bands) diese neue Formation ins Leben gerufen. Der erste Streich «Nedchrescht» ist ebenfalls bereits erhältlich. Gemäss mir zugetragenen Informationen seien die Handgriffe am nächsten Studioeisen ebenfalls schon äusserst weit fortgeschritten. Ghörnt sind also effektiv Arbeitstiere. Aber wie stellen sie sich bei ihrem Konzertdebüt an? Das werden die kommenden Zeigerumdrehungen zeigen. Verstärkung in Form von zwei zusätzlichen Musikern ist jedenfalls gesichert. Am liebsten würde ich meinen imaginären Hut schnellstmöglich vom Haupt ziehen, denn der Vierer überrollt und haut uns förmlich aus den Socken. Bockstark, Freunde! Auf diese imposante Premiere folgen hoffentlich etliche weitere Darbietungen! Trommelgewitter, fieser Gesang und vor Hass triefende Hymnen – was will das schwarzmetallische Herz mehr? Thulus tigert mit der Coolness eines gigantischen Eisbergs auf der «Spielwiese» umher. Selbst der Leibhaftige wäre darüber höllisch begeistert. Die nächsten Ghörnt-Konzerte können gar nicht früh genug anstehen. Der T-Shirt-Kauf wird ebenfalls fix eingeplant.

Ellende

Nach den gehörnten Debütanten landen wir jetzt bei einer Kapelle, die bereits ein paar Jahre länger im Geschäft tätig ist. Die Rede ist von Ellende – dem Projekt von Mastermind L.G. Unsere östlichen Nachbarn setzten auf Atmosphäre und gefühlvolle Stücke, welche man sinnvollerweise mit geschlossenen Augen und ohne zu reden auf sich einwirken lassen sollte. Das mag möglicherweise zum vorangegangen «Geknüpple» ein kleiner Stilbruch sein, aber mir kommt dieser irgendwie gerade recht. Solche Ambient Post-Black Metal Angelegenheiten sind genau mein Ding. Primär bei Spaziergängen und Wanderungen in der Natur, aber es funktioniert selbstverständlich auch in einer Konzerthalle. In ihrer Setliste berücksichtigen die Ösis ihr gesamtes EP- und Album-Material. Den Spagat zwischen härten Abschnitten und weicheren Streicheleinheiten schaffe die Künstler locker. Bei Bedarf greift L.G. zudem gerne auf die Akustikgitarre zurück. In Sachen Outfit sieht es so aus, als würde er ein Skelett tragen. Zweifelsohne eine modische Duftmarke. Dank Ellende kann die Zuhörerschaft ideal in die Walpurgisnacht eintauchen. Nach der Show werde ich aber so etwas von erneut die Merchandise-Ecke aufsuchen und meine Geldbörse einem Abspeckprogramm unterziehen.

Impaled Nazarene

Zuerst muss ich sicherstellen, dass meine herumschwebende Seele von dem fantastischen Ellende-Trip herunterkommt und in meinen Körper zurückkehrt. Sonst wird das nix mit dem Bestaunen der restlichen Gruppen. Impaled Nazarene stehen nämlich brav bereit und möchten uns ihren mit dreckigen Punk-Elementen angereicherten Black Metal vor den Latz knallen. Die Nordmänner treiben seit über drei Dekaden ihr Unwesen in der Szene und schlagen sich hauptsächlich mit einer gewissen «Mittelfinger-Attitüde» durchs Leben. Rotzfreche, knackig kurze Songs sind ihr Markenzeichen. Stolze 23 davon sollen heute Abend auf die anwesenden Gehörgänge abgefeuert werden. Der Headliner dieses zweiten Festivaltages gibt sich keine Blösse und räumt in gepflegter Manier ab. Die fiesen, finnischen Fäuste donnern einem regelrecht in die Kauleiste! Um uns herum toben bald wilde Moshpits, welche von ein paar angeheiterten Kerlen ausgelöst wurden. Im Stil von Napalm Death prügeln sich Impaled Nazarene aggressiv durch ihr Set und machen dabei keine Gefangenen. Diesen finnischen Hass-Express kann niemand aufhalten. Der Masse gefällt’s. Jubel und Gejohle an allen Ecken und Enden. Fronter Slutti666 wird nicht müde zu betonen, dass sie in der Schweiz immer gute Erfahrungen gemacht haben und jedes Mal einem motivierten Publikum gegenüberstanden.

Handful Of Hate

Handful Of Hate dürfen um Mitternacht vor – passend zum Bandnamen – einer Hand voll von Besuchern den Rausschmeisser-Part übernehmen. Jep, die Reihen haben sich massiv gelichtet… Tendenziell haben Müdigkeit und Alkohol erste Opfer gefordert. Wir versuchen ungeachtet dessen standhaft zu bleiben und das Ganze bis zum bitteren Ende durchzuziehen. Alles andere wäre den gerade agierenden Italienern gegenüber sowieso ungerecht, denn die hauen einen flotten Abriss aufs Parkett und bringend die Wände der Wetziker Ruhmeshalle ein letztes Mal zum Beben. Ein finales Aufbäumen der Nackenmuskulatur ist aufgrund dessen absolute Pflicht. Für die Kräfte-Regeneration gibt’s ja glücklicherweise den faulen Sonntag.

 

Das Fanzit – Samstag – Black Hole Fest III

Damit ging auch der zweite Festivaltag erfolgreich zu Ende. Dieses Mal wurde der Zeitplan vorbildlich eingehalten und sämtliche Truppen boten meistens gute Unterhaltung. Insbesondere Horns, Ghörnt und Ellende mauserten sich aufgrund von sackstarken Leistungen zu meinen Favoriten. Leider war der Samstag etwas schlechter besucht, aber irgendwie tat das der tollen Stimmung trotzdem keinen Abbruch.

Zum Schluss folgt natürlich mit Vergnügen noch der übliche Blick in die Glaskugel. Was steht an? Wie geht es weiter? Die Crew hat notabene bereits Flyer für die nächste Festival-Ausgabe in Umlauf gebracht. So funktioniert geschicktes Marketing. Das Black Hole Fest IV wird am 28. und 29. April 2023 stattfinden. Bandtechnisch dürfen sich die Fans unter anderem auf Rotting Christ (mit einem Oldschool-Set!), Nargaroth, Noctem oder Malphas freuen. Unbedingt im Kalender vormerken!

 

 

 

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