November 21, 2024

BlackHoleAgency – Konzertveranstalter

Black Hole Fest I

SCHWARZMETALLISCHE KLÄNGE IN DER RUHMESHALLE 

Wow, es ist doch noch passiert! Ein Festivalerlebnis im Pest-Jahr 2020. Das hätten wohl nur die wenigsten überhaupt für möglich gehalten. Dabei stand die ganze Geschichte des Öfteren mit dem Black Hole Fest arg auf der Kippe. Glücklicherweise hat das intensive Daumendrücken genützt. Während zweier Tage gab’s im Wetziker Hall Of Fame die volle Dröhnung Black Metal. Eindrücke und Analysen dazu findet ihr in den nachfolgenden Zeilen. 

Das erste Black Hole Fest seiner Art erlebt eine verdammt stürmische Geburt. Terminverschiebungen und tonnenweise Band-Absagen prägen die Vorgeschichte der Veranstaltung. Bis zuallerletzt weiss man nie hundertprozentig, wer am Ende mit Sicherheit auf der Bühne stehen wird. Hinzu kommt eine phasenweise etwas passive und chaotische Kommunikationsbereitschaft der Organisatoren. Viele Ticketkäufer machen ihrem Unmut Luft, da sie ursprünglich für ein beinahe komplett anderes Line-Up Kohle ausgeben haben.

Die oben aufgeführten Aspekte zeichnen zugegebenermassen kein rosiges Bild. Einige Unzufriedenheiten kann ich auch völlig nachvollziehen. Doch zu früh sollte man den Kopf grundsätzlich eh nie in den Sand stecken. Am Ende stellt uns die verantwortliche Crew nämlich ein zweitätiges Festival mit zehn Truppen in Aussicht – und das ist in diesen mühseligen Zeiten wahrlich ein Lichtblick, der eine faire Chance verdient.

Black Hole Fest – Tag 1 – Freitag, 25. September 2020

Kurz nach 16 Uhr treffen wir am Ort des Geschehens ein. Der Einlass verläuft ziemlich flüssig und zur Belohnung gibt’s gleich einen «Willkommens-Met». Sehr sympathische Geste. Freude herrscht! Die weiteren Getränke müssen allerdings mittels Konsumationskarte bezogen werden. Ich bin zwar kein flammender Befürworter dieses Systems, aber so übel ist es strenggenommen gar nicht. Auf und hinein ins Vergnügen! Glücklicherweise ist das werte Hall Of Fame uns allen bestens bekannt. Die Menschentraube vor «Spielwiese» ist zwar noch überschaubar, aber die Hütte dürfte sich im Verlaufe des Abends fraglos füllen, denn auf der «Fratzenbuch»-Seite ist mir zuvor eine «Sold Out»-Meldung ins Auge gesprungen.

Asgard

Den luzernischen Schwarzmetallern von Asgard obliegt die grosse Ehre, das Festival eröffnen zu dürfen. Diese Aufgabe meistern sie auf eine äussert souveräne Art und Weise. Die ersten Ladungen Hass, Corpsepaint, Petruskreuze und Nieten sind freilich gesichert. Persönlich bin ich extrem erleichtert, dass es mit der ersten Begegnung zwischen dem Quintett und meiner Wenigkeit endlich geklappt hat. Bisher ist wirklich jedes Mal irgendetwas dazwischengekommen. Mit «Leuchtenstadt» wird obendrein ein neuer Song vorgestellt. Da fiebert der Fan gleich freudig dem kommenden Album-Material entgegen. Diese Herren sollte man effektiv auf dem Zettel haben. Schade nur, dass die Organisatoren nicht vermehrt auf helvetische Akteure gesetzt haben.

Nazghor

Die nächste Equipe liefert sofort Beweise für die Existenz eines schwedischen Qualitätssiegels. Im metallischen Bereich kannst du wirklich die Hand dafür ins Feuer legen, dass Gruppen aus Schweden (oder Skandinavien allgemein) oftmals talentiert sind und mit einem packenden Sound ums Eck kommen – und das Genre unabhängig! Nazghor setzen sich gekonnt in Szene und geben dadurch ein Empfehlungsschreiben für weitere Gastspiele in unseren Gefilden ab. Um mich herum fliegen munter Haare durch die Gegend. Kapuzen-Fronter Nekhrid nippt zwischen den Liedpausen genüsslich an seinem Kelch. Wir tun es ihm natürlich gerne gleich – wenn auch etwas unedler, sprich an Plastikbechern.

Imperium Dekadenz

Ave! Die Mitglieder von Imperium Dekadenz müssen möglicherweise ein bisschen Gedächtnisforschung betreiben, aber dann dürfe ihnen die hiesige Spielstätte eventuell bekannt vorkommen. Zurecht, denn Anfang November 2018 lieferten sie auf dieser Bühne einen bockstarken Gig ab! Ob es davon eine Wiederholung geben wird? Ich würde es mir jedenfalls wünschen. Zumindest wird schon einmal fleissig weitergesüffelt, aber inzwischen sind wir beim Wein angekommen. Detailliert erkenne ich jedoch nicht, was sich Sänger Horaz da für einen Tropfen die Kehle hinunterschüttet. Die Performance leidet darunter kein bisschen. Im Gegenteil, die Schwarzwald-Garnison agiert gewohnt exzellent. Das Prädikat «Tageshöhepunkt» ist an dieser Stelle verdientermassen angebracht. Prognose für einen anschliessenden Hoodie-Kauf? Äusserst wahrscheinlich!

Valkyrja

Die Walküren brausen heran! Gemessen an der Spielzeit figuriert der Vierer aus Stockholm in der heutigen Affiche als Headliner. Vor etwas weniger als zwei Jahren habe ich sie einmal als Support-Act von Marduk in der Musigburg in Aarburg in Aktion erlebt. Damals vermochten sie uns allerdings nicht sonderlich zu überzeugen. Dieses Mal gelingt es den düsteren Gestalten eine Spur besser. Mit Klampfer Linus Öhrn (unter anderem ebenfalls bei IXXI tätig) haben sie ausserdem ein mir vertrautes Gesicht in ihren Reihen. Er ist zweifelsohne eine brauchbare Verstärkung.

Enisum

Um 23.10 Uhr geht schliesslich die letzte Kapelle an den Start. Bedauerlicherweise müssen wir nach wenigen Minuten feststellen, dass Enisum in uns drinnen keine Funken sprühen lassen. Deshalb folgt schon bald der Abgang unsererseits.

Das Fanzit – Black Hole Fest – Tag 1

An diesem ersten Tag konnten vor allem Asgard, Nazghor und Imperium Dekadenz beeindrucken. Das Publikum kam in einem ausverkauften Hall Of Fame in den Genuss einer komplett rund gelaufenen Organisation. Der Alkohol floss ebenfalls in Strömen. Die wegen des Festivalentzugs leidenden Seelen fanden für ein paar Stunden Ruhe und Frieden. Grosses Dankeschön in Richtung der Black Hole-Crew!

Black Hole Fest – Tag 2 – Samstag, 26. September 2020

Der Kater vom Vortag ist verfolgen – wir sind bereit für Runde 2 vom Black Hole Fest! Doch beim Treffen vor der Location müssen wir schon intensiv über uns selbst lachen. Einige beklagen effektiv die eine oder andere Erinnerungslücke an die gestrigen Geschehnisse. Der Grund (oder die Ausrede) ist rasch gefunden: Wir sind eindeutig eingerostet… Das passiert also, wenn du einer Festival erprobten Gemeinschaft ihre Trainingseinheiten raubst. Tja, den Göttern sei Dank gibt’s nun nochmals eine Übungsgelegenheit für unseren Haufen.

Hallig

Hallig aus Bochum sorgen für einen flotten Start in dieses nächste Black Hole-Kapitel. Ist das direkt die erste Entdeckung des Tages? Es sieht beinahe so aus. Im Hintergrund thront ein grinsender Drummer auf seinem Hochsitz. Aber lasst euch von dieser Fröhlichkeit nicht täuschen, musikalisch wird nicht von der bitterbösen, schwarzmetallischen Sparte abgewichen. Irgendwann fällt dann schliesslich der Mikrofonständer dieser engagierten Leistung zum Opfer. Das gute Stück sieht urplötzlich «leicht» havariert aus. Nichtsdestotrotz drücken die Deutschen weiterhin auf die Tube. Ein 50-minütiger Auftakt nach Mass!

Azels Mountain

Die zweite Band stammt aus Polen und hat sich dem Pagan Black Metal verschrieben. Die Mikrofonhalterung scheint offenbar wieder zu funktionieren. Azels Mountain dekorieren diese gleich mit einem ganzen Ast. An diesem hängen ausserdem ein paar Räucherstäbchen, die selbstverständlich direkt angezündet werden. Des Weiteren wird die Nebelmaschine angeworfen – und zwar verdammt kräftig! Erfreulicherweise bleiben die Sichteinschränkungen aber im Rahmen. Die Osteuropäer liefern ebenfalls einen ansprechenden Auftritt. Nach meinem persönlichen Gusto würden sie wahrscheinlich noch deutlich besser an ein Dark Troll Festival oder auf irgendeine Location im Wald passen. Dort könnten ihre Melodien und die Schamanenallüren von Frontmann Nauthiz garantiert vollends ihre Wirkungen entfalten.

Cirith Gorgor

Dieser Name schreit regelrecht nach dem «Lord Of The Rings»-Universum, oder? Das müsste irgendein Pass nach Mordor gewesen sein (wenn mich mein innerer Nerd jetzt nicht völlig im Stich lässt…). In Bezug auf das Black Hole Fest sprechen wir jedoch von einer Schwarzmetall-Truppe aus den Niederlanden. Diese musste im Vorfeld der Veranstaltung kurzfristig zwei Rückschläge hinnehmen, denn Gitarrist Valefor und ihr Sound-Mensch konnten die Reise in die Schweiz «Pest-bedingt» nicht mittun. Doch die Holländer vermögen auch mit reduziertem Personal zu begeistern. «Chapeau» fürs Durchziehen der Mission! Da wird aus Solidarität später sicherlich ein T-Shirt gekauft.

Endstille

Der Headliner des heutigen Tages ist definitiv kein unbeschriebenes Blatt: Endstille aus Kiel beziehungsweise Aachen. Die Extreme Metaller sind fraglos einer der grossen Publikumsmagneten dieses Events. Sie fackeln nicht lange und liefern in gekonnter Manier ab! Vorwürfe bezüglich einer rechtsextremen Affinität mussten sich die Herren auch schon des Öfteren anhören. Allerdings distanzieren sie sich stets klar von solchem Gedankengut. Wobei ich durchaus anfügen möchte, dass gewisse Sprüche und Provokationen trotzdem nicht unbedingt sein müssten. Aber sogenannte «Gratwanderer» sind in dieser Genre-Ecke alles andere als unüblich.

Runenwacht

Deutlich prekärer sieht die «NSBM»-Lage auf den ersten Blick bei der letzten Gruppe Runenwacht aus. Das Duo zeigt zwar einen sackstarken Gig, bei welchem ich auch keine verdächtigen Geschichten entdecken kann, aber Recherchen in den weiten des Internets bringen dann ein paar kritische Aspekte ans Tageslicht. Wobei man natürlich niemals alles direkt glauben darf, was im Netz steht beziehungsweise geschrieben wird. Grundlos landet man beispielsweise gewiss nicht auf der Verbotsliste eines Wolfszeit-Festivals. Diese Liste scheint jedoch auf einer „Fake-Homepage“ platziert worden zu sein. So viel zum Thema Glaubwürdigkeit… In Interviews stellt Band-Leader Rex klar, dass die Equipe für keine politischen Ansichten steht, sondern einfach mit heidnischem, blutverschmiertem Schwarzmetall um sich wirft. Trotzdem soll folgender, allgemeiner Hinweis in Richtung Veranstalter gelten: Bitte schaut stets penibel genau darauf, wen ihr euch da ins Haus holt. Es könnte sonst auch einmal massiv nach hinten losgehen…

Das Fanzit – Black Hole Fest – Tag 2

Der zweite Tag vom Black Hole Fest bot ebenfalls einige gelungene Shows. In Sachen Soundqualität sieht man in der Wetziker Ruhmeshalle sowieso selten Sorgenfalten. Wir waren festivaltechnisch ebenfalls besser in Form und haben wacker durchgehalten. Musikalisch war das jedenfalls Balsam für die schwarzmetallische Seele. Die gesamte Organisation lief erneut reibungslos ab. Ein paar kleine Hausaufgaben müssen die Verantwortlichen bis zur nächsten Ausgabe schon noch erledigen, aber ich bin diesbezüglich freilich guter Dinge.

Apropos nächste Ausgabe des Black Hole Fests: Diese ist für 2021 offenbar tatsächlich ein Thema. Gerüchten zufolge sollen unter anderem Der Weg einer Freiheit und Dark Funeral Teil des Line-Ups sein. Insbesondere die schwedische Beerdigungsinstitution wäre diskussionslos ein übelst triftiger Grund, um der ganzen Sache abermals beizuwohnen.

Bleiben wir doch gleich beim Werbeblock: Vor kurzem hat die Black Hole Agency eine Ankündigung rausgehauen, die uns bereits Ende November dieses Jahres (28.11.2020) viel Freude bringen wird. Die legendären Marduk werden dann nämlich ins Zürcher Oberland gelockt, um dort eine «30 Years Anniversary Show» vom Stapel zu lassen. Absoluter Pflichttermin!

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