Black Hole Fest I
SCHWARZMETALLISCHE KLÄNGE IN DER RUHMESHALLE
Wow, es ist doch noch passiert! Ein Festivalerlebnis im Pest-Jahr 2020. Das hätten wohl nur die wenigsten überhaupt für möglich gehalten. Dabei stand die ganze Geschichte des Öfteren mit dem Black Hole Fest arg auf der Kippe. Glücklicherweise hat das intensive Daumendrücken genützt. Während zweier Tage gab’s im Wetziker Hall Of Fame die volle Dröhnung Black Metal. Eindrücke und Analysen dazu findet ihr in den nachfolgenden Zeilen.
Das erste Black Hole Fest seiner Art erlebt eine verdammt stürmische Geburt. Terminverschiebungen und tonnenweise Band-Absagen prägen die Vorgeschichte der Veranstaltung. Bis zuallerletzt weiss man nie hundertprozentig, wer am Ende mit Sicherheit auf der Bühne stehen wird. Hinzu kommt eine phasenweise etwas passive und chaotische Kommunikationsbereitschaft der Organisatoren. Viele Ticketkäufer machen ihrem Unmut Luft, da sie ursprünglich für ein beinahe komplett anderes Line-Up Kohle ausgeben haben.
Die oben aufgeführten Aspekte zeichnen zugegebenermassen kein rosiges Bild. Einige Unzufriedenheiten kann ich auch völlig nachvollziehen. Doch zu früh sollte man den Kopf grundsätzlich eh nie in den Sand stecken. Am Ende stellt uns die verantwortliche Crew nämlich ein zweitätiges Festival mit zehn Truppen in Aussicht – und das ist in diesen mühseligen Zeiten wahrlich ein Lichtblick, der eine faire Chance verdient.
Black Hole Fest – Tag 1 – Freitag, 25. September 2020
Kurz nach 16 Uhr treffen wir am Ort des Geschehens ein. Der Einlass verläuft ziemlich flüssig und zur Belohnung gibt’s gleich einen «Willkommens-Met». Sehr sympathische Geste. Freude herrscht! Die weiteren Getränke müssen allerdings mittels Konsumationskarte bezogen werden. Ich bin zwar kein flammender Befürworter dieses Systems, aber so übel ist es strenggenommen gar nicht. Auf und hinein ins Vergnügen! Glücklicherweise ist das werte Hall Of Fame uns allen bestens bekannt. Die Menschentraube vor «Spielwiese» ist zwar noch überschaubar, aber die Hütte dürfte sich im Verlaufe des Abends fraglos füllen, denn auf der «Fratzenbuch»-Seite ist mir zuvor eine «Sold Out»-Meldung ins Auge gesprungen.
Asgard
Den luzernischen Schwarzmetallern von Asgard obliegt die grosse Ehre, das Festival eröffnen zu dürfen. Diese Aufgabe meistern sie auf eine äussert souveräne Art und Weise. Die ersten Ladungen Hass, Corpsepaint, Petruskreuze und Nieten sind freilich gesichert. Persönlich bin ich extrem erleichtert, dass es mit der ersten Begegnung zwischen dem Quintett und meiner Wenigkeit endlich geklappt hat. Bisher ist wirklich jedes Mal irgendetwas dazwischengekommen. Mit «Leuchtenstadt» wird obendrein ein neuer Song vorgestellt. Da fiebert der Fan gleich freudig dem kommenden Album-Material entgegen. Diese Herren sollte man effektiv auf dem Zettel haben. Schade nur, dass die Organisatoren nicht vermehrt auf helvetische Akteure gesetzt haben.
Nazghor
Die nächste Equipe liefert sofort Beweise für die Existenz eines schwedischen Qualitätssiegels. Im metallischen Bereich kannst du wirklich die Hand dafür ins Feuer legen, dass Gruppen aus Schweden (oder Skandinavien allgemein) oftmals talentiert sind und mit einem packenden Sound ums Eck kommen – und das Genre unabhängig! Nazghor setzen sich gekonnt in Szene und geben dadurch ein Empfehlungsschreiben für weitere Gastspiele in unseren Gefilden ab. Um mich herum fliegen munter Haare durch die Gegend. Kapuzen-Fronter Nekhrid nippt zwischen den Liedpausen genüsslich an seinem Kelch. Wir tun es ihm natürlich gerne gleich – wenn auch etwas unedler, sprich an Plastikbechern.
Imperium Dekadenz
Ave! Die Mitglieder von Imperium Dekadenz müssen möglicherweise ein bisschen Gedächtnisforschung betreiben, aber dann dürfe ihnen die hiesige Spielstätte eventuell bekannt vorkommen. Zurecht, denn Anfang November 2018 lieferten sie auf dieser Bühne einen bockstarken Gig ab! Ob es davon eine Wiederholung geben wird? Ich würde es mir jedenfalls wünschen. Zumindest wird schon einmal fleissig weitergesüffelt, aber inzwischen sind wir beim Wein angekommen. Detailliert erkenne ich jedoch nicht, was sich Sänger Horaz da für einen Tropfen die Kehle hinunterschüttet. Die Performance leidet darunter kein bisschen. Im Gegenteil, die Schwarzwald-Garnison agiert gewohnt exzellent. Das Prädikat «Tageshöhepunkt» ist an dieser Stelle verdientermassen angebracht. Prognose für einen anschliessenden Hoodie-Kauf? Äusserst wahrscheinlich!
Valkyrja
Die Walküren brausen heran! Gemessen an der Spielzeit figuriert der Vierer aus Stockholm in der heutigen Affiche als Headliner. Vor etwas weniger als zwei Jahren habe ich sie einmal als Support-Act von Marduk in der Musigburg in Aarburg in Aktion erlebt. Damals vermochten sie uns allerdings nicht sonderlich zu überzeugen. Dieses Mal gelingt es den düsteren Gestalten eine Spur besser. Mit Klampfer Linus Öhrn (unter anderem ebenfalls bei IXXI tätig) haben sie ausserdem ein mir vertrautes Gesicht in ihren Reihen. Er ist zweifelsohne eine brauchbare Verstärkung.
Enisum
Um 23.10 Uhr geht schliesslich die letzte Kapelle an den Start. Bedauerlicherweise müssen wir nach wenigen Minuten feststellen, dass Enisum in uns drinnen keine Funken sprühen lassen. Deshalb folgt schon bald der Abgang unsererseits.
Das Fanzit – Black Hole Fest – Tag 1
An diesem ersten Tag konnten vor allem Asgard, Nazghor und Imperium Dekadenz beeindrucken. Das Publikum kam in einem ausverkauften Hall Of Fame in den Genuss einer komplett rund gelaufenen Organisation. Der Alkohol floss ebenfalls in Strömen. Die wegen des Festivalentzugs leidenden Seelen fanden für ein paar Stunden Ruhe und Frieden. Grosses Dankeschön in Richtung der Black Hole-Crew!
Black Hole Fest – Tag 2 – Samstag, 26. September 2020
Der Kater vom Vortag ist verfolgen – wir sind bereit für Runde 2 vom Black Hole Fest! Doch beim Treffen vor der Location müssen wir schon intensiv über uns selbst lachen. Einige beklagen effektiv die eine oder andere Erinnerungslücke an die gestrigen Geschehnisse. Der Grund (oder die Ausrede) ist rasch gefunden: Wir sind eindeutig eingerostet… Das passiert also, wenn du einer Festival erprobten Gemeinschaft ihre Trainingseinheiten raubst. Tja, den Göttern sei Dank gibt’s nun nochmals eine Übungsgelegenheit für unseren Haufen.
Hallig
Hallig aus Bochum sorgen für einen flotten Start in dieses nächste Black Hole-Kapitel. Ist das direkt die erste Entdeckung des Tages? Es sieht beinahe so aus. Im Hintergrund thront ein grinsender Drummer auf seinem Hochsitz. Aber lasst euch von dieser Fröhlichkeit nicht täuschen, musikalisch wird nicht von der bitterbösen, schwarzmetallischen Sparte abgewichen. Irgendwann fällt dann schliesslich der Mikrofonständer dieser engagierten Leistung zum Opfer. Das gute Stück sieht urplötzlich «leicht» havariert aus. Nichtsdestotrotz drücken die Deutschen weiterhin auf die Tube. Ein 50-minütiger Auftakt nach Mass!
Azels Mountain
Die zweite Band stammt aus Polen und hat sich dem Pagan Black Metal verschrieben. Die Mikrofonhalterung scheint offenbar wieder zu funktionieren. Azels Mountain dekorieren diese gleich mit einem ganzen Ast. An diesem hängen ausserdem ein paar Räucherstäbchen, die selbstverständlich direkt angezündet werden. Des Weiteren wird die Nebelmaschine angeworfen – und zwar verdammt kräftig! Erfreulicherweise bleiben die Sichteinschränkungen aber im Rahmen. Die Osteuropäer liefern ebenfalls einen ansprechenden Auftritt. Nach meinem persönlichen Gusto würden sie wahrscheinlich noch deutlich besser an ein Dark Troll Festival oder auf irgendeine Location im Wald passen. Dort könnten ihre Melodien und die Schamanenallüren von Frontmann Nauthiz garantiert vollends ihre Wirkungen entfalten.
Cirith Gorgor
Dieser Name schreit regelrecht nach dem «Lord Of The Rings»-Universum, oder? Das müsste irgendein Pass nach Mordor gewesen sein (wenn mich mein innerer Nerd jetzt nicht völlig im Stich lässt…). In Bezug auf das Black Hole Fest sprechen wir jedoch von einer Schwarzmetall-Truppe aus den Niederlanden. Diese musste im Vorfeld der Veranstaltung kurzfristig zwei Rückschläge hinnehmen, denn Gitarrist Valefor und ihr Sound-Mensch konnten die Reise in die Schweiz «Pest-bedingt» nicht mittun. Doch die Holländer vermögen auch mit reduziertem Personal zu begeistern. «Chapeau» fürs Durchziehen der Mission! Da wird aus Solidarität später sicherlich ein T-Shirt gekauft.
Endstille
Der Headliner des heutigen Tages ist definitiv kein unbeschriebenes Blatt: Endstille aus Kiel beziehungsweise Aachen. Die Extreme Metaller sind fraglos einer der grossen Publikumsmagneten dieses Events. Sie fackeln nicht lange und liefern in gekonnter Manier ab! Vorwürfe bezüglich einer rechtsextremen Affinität mussten sich die Herren auch schon des Öfteren anhören. Allerdings distanzieren sie sich stets klar von solchem Gedankengut. Wobei ich durchaus anfügen möchte, dass gewisse Sprüche und Provokationen trotzdem nicht unbedingt sein müssten. Aber sogenannte «Gratwanderer» sind in dieser Genre-Ecke alles andere als unüblich.
Runenwacht
Deutlich prekärer sieht die «NSBM»-Lage auf den ersten Blick bei der letzten Gruppe Runenwacht aus. Das Duo zeigt zwar einen sackstarken Gig, bei welchem ich auch keine verdächtigen Geschichten entdecken kann, aber Recherchen in den weiten des Internets bringen dann ein paar kritische Aspekte ans Tageslicht. Wobei man natürlich niemals alles direkt glauben darf, was im Netz steht beziehungsweise geschrieben wird. Grundlos landet man beispielsweise gewiss nicht auf der Verbotsliste eines Wolfszeit-Festivals. Diese Liste scheint jedoch auf einer „Fake-Homepage“ platziert worden zu sein. So viel zum Thema Glaubwürdigkeit… In Interviews stellt Band-Leader Rex klar, dass die Equipe für keine politischen Ansichten steht, sondern einfach mit heidnischem, blutverschmiertem Schwarzmetall um sich wirft. Trotzdem soll folgender, allgemeiner Hinweis in Richtung Veranstalter gelten: Bitte schaut stets penibel genau darauf, wen ihr euch da ins Haus holt. Es könnte sonst auch einmal massiv nach hinten losgehen…
Das Fanzit – Black Hole Fest – Tag 2
Der zweite Tag vom Black Hole Fest bot ebenfalls einige gelungene Shows. In Sachen Soundqualität sieht man in der Wetziker Ruhmeshalle sowieso selten Sorgenfalten. Wir waren festivaltechnisch ebenfalls besser in Form und haben wacker durchgehalten. Musikalisch war das jedenfalls Balsam für die schwarzmetallische Seele. Die gesamte Organisation lief erneut reibungslos ab. Ein paar kleine Hausaufgaben müssen die Verantwortlichen bis zur nächsten Ausgabe schon noch erledigen, aber ich bin diesbezüglich freilich guter Dinge.
Apropos nächste Ausgabe des Black Hole Fests: Diese ist für 2021 offenbar tatsächlich ein Thema. Gerüchten zufolge sollen unter anderem Der Weg einer Freiheit und Dark Funeral Teil des Line-Ups sein. Insbesondere die schwedische Beerdigungsinstitution wäre diskussionslos ein übelst triftiger Grund, um der ganzen Sache abermals beizuwohnen.
Bleiben wir doch gleich beim Werbeblock: Vor kurzem hat die Black Hole Agency eine Ankündigung rausgehauen, die uns bereits Ende November dieses Jahres (28.11.2020) viel Freude bringen wird. Die legendären Marduk werden dann nämlich ins Zürcher Oberland gelockt, um dort eine «30 Years Anniversary Show» vom Stapel zu lassen. Absoluter Pflichttermin!
Original: Metalinside
Black Hole Fest II
GEMEINSAMES SCHWARZMETALLISIEREN IN WETZIKON
Der diesjährige Oktober wurde mit etlichen Klängen aus den finsteren und teuflischen Sektoren eingeläutet. Während zweier Tage hauchte ein Dutzend Bands dem viel zu lange stillgelegten Hall Of Fame-Club im Zürcher Oberland neues Leben ein. Dabei musste das verstaube Equipment gleich mehrere Härtetests über sich ergehen lassen. Ob diese «Prüfungen» mit Bravour bestanden wurden und was sonst noch alles am Black Hole Fest II vorgefallen ist, entnehmt ihr den nachfolgenden Zeilen.
Black Hole Fest II – Freitag, 01.20.2021 – Tag 1
Die letzten Worte bezüglich Festivals auf helvetischem Grund in diesem Jahr sind freilich noch nicht gesprochen! Dank der engagierten Crew der Black Hole Agency können wir uns erneut auf ein intensives Programm in der Disziplin «Live-Beschallung» freuen. Ähnlich wie ihre Kollegen vom Meh Suff! mussten auch sie lange Zeit bangen und mit viel Unsicherheit leben… Die zurzeit existierenden Hindernisse und Herausforderungen sind sowieso für jeden Veranstalter echte Knacknüsse. Doch am Ende folgt die erlösende Gewissheit: Das Black Hole Fest II kann stattfinden! Nebenbei wird dank dieser Geschichte zudem eine meiner hierzulande absoluten Lieblings-Locations wiederbelebt: Die Wetziker «Ruhmeshalle» (besser bekannt als Hall Of Fame). Nervosität und Vorfreude steigen bei mir deshalb beinahe ins Unermessliche.
In meiner Analyse zur letztjährigen Ausgabe des Black Hole Fest (siehe Review) habe ich die teilweise dürftige Kommunikation seitens Organisatoren kritisiert. Doch dieses Mal verdienen die Verantwortlichen dafür ausschliesslich Lob. Aktuelle News werden stets in den Sozialen Medien publiziert, auf Kommentare und Anfragen seitens der interessierten Gäste wird rasch und kompetent eingegangen und mittels Grussbotschaften der auftretenden Bands wird die Stimmung fraglos in die korrekten Bahnen gelenkt. Ein paar Tage vor den Festivitäten folgt obendrein eine eigens kreierte Spotify-Playlist, um sich schon einmal mit dem musikalischen Schaffen der Künstler vertraut zu machen. Sozusagen ein gelungener Rundum-Service!
Kurz nach 15.30 Uhr treffe ich am Bahnhof Wetzikon ein. Freunde und Kollegen werden freudig umarmt. Anschliessend schlendern wir mittels «Hopfentee für unterwegs» gemächlich in Richtung Hall Of Fame. Der Anblick von solch zahlreich herumstolzierenden, düsteren Gestalten sorgt bei der hiesigen Bevölkerung deutlich sichtbar für leichte Irritationen. Keine Angst, das ist keine vorgezogene Halloween-Sause. Wir sind lediglich hier, um für ein paar Stunden den schwarzmetallischen Klängen zu frönen, gemeinsam Satan zu hudligen und vielleicht eure Kirchen abzufackeln. Huch? Habe ich den letzten Part jetzt wirklich geschrieben? Egal, einfach unauffällig weiterlaufen und an der Dose nippen.
Vor der Lokalität werden wir von den Black Hole Agency-Oberhäuptern Reto und Sven in Empfang genommen. Hall Of Fame-Capo Pasquale düst ebenfalls durch die Gegend und begrüsst uns mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Wiedersehensfreude an allen und Ecken – so gefällt mir das! Danach warten wir in der brutzelnden Sonne auf den Einlass. Dieser verzögert sich allerdings um einige Zeit. Das dürfte beim nächsten Mal ungeniert schneller ablaufen. Die ergrauten Herren an der Kasse sind zwar angenehme Kerlchen, aber sie nehmen es für meinen Geschmack etwas zu gemütlich. Und mit dieser Meinung stehe ich nicht allein da. Irgendwann ist meine Truppe jedoch vollständig mit Bändchen und Verzehrkarten ausgestattet. Jetzt schleunigst ins Innere mit unseren Körpern! Causam spielen nämlich schon seit ein paar Minuten. Die restlichen Begrüssungsorgien werden dann gerne später nachgeholt.
Causam
Ach, nun habe ich es ja bereits verraten; die Eröffnungs-Kapelle heisst Causam und stammt aus Bern. Sie sind die einzigen Schweizer Vertreter im diesjährigen Billing. Die junge Equipe hat Anfang Februar ihre äusserst gelungene Erstlingsplatte «Doomsday Rapture» unters Volk gebracht (meine Vorschusslorbeeren siehe Review). Man darf gespannt sein, wie die Herrschaften ihre allererste Live-Performance meistern werden. Die überschaubare Menschentraube vor der Bühne wirkt jedenfalls begeistert und macht brav mit. Die restliche Besucherschar steckt wahrscheinlich noch irgendwo in der Einlasskontrolle fest…
Die mit Schädeln und Knochen dekorierte «Spielwiese» bietet den passenden Anblick für eine kräftige Ladung Post Apocalyptic Black Metal. Die hasserfüllten Schreie von Frontmann Grievas erzeugen im Zusammenspiel mit den melodiösen Saiten-Streicheleinheiten des Duos Arawan und Surt jede Menge Hühnerhaut. Diese Kompositionen kann man problemlos mit sämtlichen Fasern seines Körpers fühlen. Insbesondere der Track «Eternal» lässt diesbezüglich ohne Zweifel niemanden kalt. Ganz alles will zwar noch nicht einwandfrei funktionieren, aber das ist bei einem Debütauftritt logischerweise völlig normal und verständlich. Nichtsdestotrotz liefern die Jungs ab und steigern dank dieser Leistung zeitgleich die Vorfreude auf weitere Konzertabende mit ihrer Beteiligung (einen solchen könnt ihr übrigens am 20. November 2021 in der Lenzburger Met-Bar erleben).
Nach der Show erklärt mir Klampfer Arawan, dass die Mehrheit der Songs für die nächsten zwei Alben schon fast fertig sei. Bei Odins Bart, dieser krasse Fleiss verdient Anerkennung! Die Kreativmaschinerie läuft somit offenbar auf Hochtouren. Grausam mit Causam!
Moribund Oblivion
Für die nächste Mannschaft ist es das erste Gastspiel in unserem Land. Damit ist sie jedoch in bester Gesellschaft, denn in diesem Zusammenhang sind an diesem Festival direkt mehrere Debütanten vertreten. Moribund Oblivion sind aus der Bosporus-Stadt Istanbul angereist. Frontmann Bahadır Uludağlar wendet sich mit den folgenden, in gebrochenem Hochdeutsch gesprochenen Worten an die Zuhörerschaft: «Wir haben euch Black Metal aus der Türkei gebracht!» Diese Aktion bringt ihm umgehend ein paar Sympathiepunkte ein. Kaum verwunderlich, denn mit dieser «Masche» haben auch Aushängeschilder gewisser anderer Bands immerzu Erfolg. Ich denke da beispielsweise an Attila Dorn von Powerwolf (Hoppla, jetzt wage ich es doch tatsächlich, diese gerade bei Black Metallern unglaublich «beliebte» Gruppe in dieser Review zu nennen. Bin ich nicht ein mutiger und verwegener Typ?).
Genug des Abschweifens! Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das Quartett seine Kunst in seiner Heimat vielerorts gar nicht erst präsentieren darf. Deshalb geniessen die Herrschaften die sich ihnen hier bietende Gelegenheit umso intensiver. In Sachen Zeitplan sind zugegebenermassen bereits erste Abweichungen zu erkennen, aber das scheint niemanden grossartig zu stören. Die Musiker sowieso am allerwenigsten. Sie zeigen ansprechende 45 Minuten und erreichen dadurch sicherlich ein Wachstum ihrer Fan-Basis. Phasenweise klingt das Liedgut der Türken sogar ähnlich wie dasjenige von Causam.
Wie drückt man als Besucher seine Wertschätzung für einen überzeugenden Gig aus? Richtig, mit einem Abstecher zum Merchandise-Stand! Dort erwerbe ich schliesslich ein Exemplar des aktuellen Silberlings «Endless». Moribund Oblivion haben einen echten «Schnorri-Hueber» als Helfer mitgebracht. Der geborene Verkäufer! Er erzählt uns, dass sie wirklich dankbar um jede Spende seien und er keine netten Worte für das Ausreise-Prozedere aus der Türkei übrighätte. Da bin ich aber froh, dass die Mission «Black Hole Fest» trotzdem geklappt hat.
Darkmoon Warrior
Der Preis für die «charmanteste» Grussbotschaft im Vorfeld des Events geht eindeutig an die im deutschen Brandenburg angesiedelten Darkmoon Warrior. Front-Biest Andreas Hoffmann (auch bekannt als A. Krieg) richtet in diesem Video die Worte «Seid dabei oder wichst weiter in eure Socken, ihr Lappen!» an uns. Tja, ich habe jetzt keine Kontrollen durchgeführt, gehe aber ungeachtet dessen stark davon aus, dass alle Anwesenden saubere Mini-Strümpfe montiert haben.
Da die Gruppe ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel hat, will dieser Umstand selbstverständlich würdevoll zelebriert werden. Dazu servieren uns die Akteure stumpfen, dreckigen, kompromisslosen, «Leck-mich-am-Arsch» Schwarzmetall. Songs à la «Fuck Off» untermauern diese Attitüde zusätzlich. Nicht durchgehend berauschend, aber auch definitiv kein Totalausfall. Leider kommt einerseits das Schlagzeug zu dominant daher und auf der anderen Seite sind die Backing Vocals überhaupt nicht zu hören. Die Abmisch-Abteilung zieht für einmal eine schwächere Phase ein… In den Publikumsreihen sind dennoch einige Headbanger auszumachen. Ein paar Kandidaten in unserer Nähe führen ausserdem «spannende» respektive zur Musik eher unpassend wirkende Tänze auf. Möglicherweise erste Anzeichen von übermässigem Alkoholeinfluss? Immerhin können wir uns an konstant kühlen Blondinen erfreuen. Das Gebräu in der Wein-Pulle des Sängers dürfte bis zum Ende des Auftritts bloss noch eine lauwarme Pfütze sein.
Antzaat
Seit der 2019er-Ausgabe des Wacken Open Airs ist mir bewusst, dass Belgien in Sachen Düsternis effektiv überragende Kapellen in seinen Reihen hat. Ohne irgendwelche Erwartung habe ich mir damals im Bullhead City Circus die Performance von Wiegedood reingezogen und wurde – trotz teilweise mieser Klangqualität – förmlich weggeblasen!
Zurück in der Gegenwart. Aufgrund der soeben ausgegrabenen Rückblende freue ich mich sehr auf die Truppe Antzaat, welche ebenfalls aus dem «Waffel-Land» stammen. Das kann eigentlich nur gut werden. Da die vier Künstler komplett vermummt auftreten, liegen sie zurzeit ausgezeichnet im Trend. Das erspart einem direkt allfällige Diskussionen über eine Maskenpflicht. Spass beiseite – bleiben wir beim musikalischen Schaffen der Belgier.
Die Diskographie, welche bisher lediglich aus der EP «The Black Hand Of The Father» und dem Studioalbum «For You Men Who Gaze Into The Sun» besteht, mag vielleicht auf den ersten Blick bescheiden wirken, aber hier wird einem exzellentes und mitreissendes Akustik-Vergnügen geboten! Sensationell! (Auch wenn wir nicht am Ice Rock sind…). Als «Zückerli» dürfen sich die Protagonisten an einer rappelvollen Hütte erfreuen. Da kann man vor lauter Euphorie auch ungeniert einmal den Einstieg in das finale Stück richtiggehend versauen. Es sei ihnen verziehen. Meine Geldbörse und ich sind in Gedanken ohnehin bereits beim im Anschluss folgenden Abspeckprogramm in der Merch-Ecke.
Afsky
Im dümmsten Moment – sprich just vor der Show des heutigen Headliners – kämpft das Hall Of Fame plötzlich mit Stromunterbrüchen. Ist eine Sicherung hinüber? Wurden die Gerätschaften allenfalls zu lange nicht mehr benutzt? Doch der fähigen Crew um Pasquale und Co. ist das Wörtchen «aufgeben» absolut fremd. Glücklicherweise können sie das Problem irgendwann beheben. Nix da mit Abbruch! Das Black Hole Fest II kann fortgesetzt werden!
Um 22.15 Uhr gehört die Bühne einzig und allein den Jungs von Afsky. Eigentlich handelt es sich um ein Ein-Mann-Projekt des Multiinstrumentalisten Ole Pedersen Luk. Damit er nicht an allen Saiten, Fellen und sonstigen Geschichten gleichzeitig anwesend sein muss, holt sich der Däne Verstärkung in Form von drei Kumpels mit ins Boot. Gemeinsam entführen sie die anwesenden Lauscher auf eine Abenteuerreise durch sphärische und depressive Tonstrukturen. Eine interessante und abwechslungsreiche Angelegenheit. Stellenweise vergleichbar mit ihren Landsleuten Make A Change… Kill Yourself, die Anfang November 2018 ebenfalls in dieser Spielstätte zu Gast waren.
Zu Beginn ist der Gesang zu leise, aber danach klingt dann alles lupenrein. Der Drummer hat einen ulkigen Kurzauftritt, als er die entzündeten Fackeln wieder auspusten muss. Pyro-Effekte sind nämlich leider keine gestattet. Ansonsten liefert der Freitags-Headliner ab und vermag etliche Fans zu begeistern. Die herumfliegenden Haare und nickenden Schädel sind diesbezüglich stets ein exzellenter Gradmesser. Bei der Spielzeit geizen die Nordmänner jedoch ein bisschen. Strenggenommen wären also nicht bloss 60 Minuten eingeplant gewesen… Arg negativ fallen zudem ein paar angeheitere Personen auf. Die gehen einem regelrecht auf den Sack (oder die Eierstöcke). Freunde, geht lieber euren Rausch ausschlafen und überlasst uns anderen den ungestörten Beschallungs-Genuss, merci!
Totenwache
Die «Rausschmeisser-Aufgabe» gebührt den Herren von Totenwache aus der Hansestadt Hamburg. Da der eigentliche Saitenhexer Host Of Cinder aus arbeitstechnischen Gründen nicht mittun kann, wird er durch Ulfang von der befreundeten Band Sakrista ersetzt. Während 45 Minuten werden die Akteure nun versuchen, unseren Seelen die letzte Ehre zu erweisen. Traurigerweise müssen sie dazu mit etwas lichteren Publikumsreihen vorliebnehmen. Da haben wohl oder übel einige Besucher bereits den Rückzug angetreten.
Ich weiss zwar nicht, ob der der Stil Black ‘N’ Roll überhaupt offiziell existiert, aber das Dreiergespann setzt in seinen Liedern tatsächlich zum Teil auf dieses Element. Deswegen kommt selbst bei den inzwischen leicht erschöpften Festivalgängern nochmals ein bisschen Partystimmung auf. Des Weiteren liefern Totenwache weiteres Beweismaterial für die Feststellung, dass Schwarzmetall und die deutsche Sprache ausgezeichnet miteinander harmonieren. Mich kann das Trio in Tat und Wahrheit überzeugen.
Krächzer Animatrum entlässt uns schliesslich mit den liebreizenden Worten «Macht’s gut, ihr Wichser!» in die Nacht. Bleibt zu hoffen, dass Hanseaten nach ihrem ersten Gig in hel(l)vetischen Gefilden Blut geleckt haben und bald wieder einmal bei uns vorbeischauen.
Das Fanzit – Black Hole Fest II – Freitag
Ein gelungener, erster Festivaltag liegt hinter uns. Meine persönlichen und ganz grossen Highlights hiessen Causam und Antzaat. Aber himmeltraurig agierte eh keine Band. Die vereinzelten Soundprobleme hielten sich in Grenzen. Zur sogenannten «Primetime» waren dann zahlreiche Zuhörer anwesend. Die Bar im Bühnenbereich hatte einmal mit Störungen im «Zapfhahn-Land» zu kämpfen. Diese konnten – den Göttern sei Dank – von den fleissigen und charmanten Tresen-Mädels behoben werden (und sonst hätte man natürlich auch die Schenke im Fumoir als Ausweichoption aufsuchen können). Abweichungen im Zeitplan tauchten zwar auf, waren meines Erachtens allerdings nicht allzu gravierend. Während den Umbauphasen auf die Hymnen von Saxon zu setzen, erwies sich als goldrichtige Entscheidung (zumindest entlockte es meiner Wenigkeit regelmässig frenetische Mitsingmomente).
Meine eigene Leistung erfüllte mich ebenfalls mit Stolz: Engagiert während den Shows mitgefiebert, munter Hopfentee vernichtet und trotzdem – im Gegensatz zu anderen Personen – bis zum Ende durchgehalten. Die Konzert- respektive Festival-Routine scheint langsam zurückzukehren! Ob dies nach Tag zwei nach wie vor der Fall sein wird? Das werden wir gemeinsam herausfinden!
Black Hole Fest II – Samstag, 02.10.2021 – Tag 2
Steckt uns der erste Tag noch in den Knochen beziehungsweise in der Leber? Nein, wir sind motiviert und bereit für weitere Melodien aus der schwarzmetallischen Ecke! Ich rechne heute ausserdem mit mehr Publikum. Dafür sprechen einerseits der Samstag und auf der anderen Seite der zweifelsohne bekannteste Name im diesjährigen Line Up: Dark Funeral! Ich kann es kaum erwarten, die Schweden endlich in Aktion zu erleben. Selbstverständlich erhalten aber auch die restlichen Equipen eine faire Chance. Da dürften erneut diverse Horizonterweiterungen im Bereich des Möglichen liegen.
Kurz vor 16 Uhr steht meine Truppe einsatzbereit vor der Wetziker Ruhmeshalle. Die Sonne präsentiert sich abermals von ihrer besten Seite. Da wir jedoch momentan tendenziell eher zur Gattung der Schattengewächse gehören, sehnen wir uns nach den Innenräumen des Clubs. Dummerweise verläuft der Einlass-Prozess – genau wie gestern – wiederum ziemlich zögerlich. Hier müssen die Organisatoren für künftige Ausgaben unbedingt nochmals über die Bücher.
Stormcrow
Pünktlicher Beginn? Offenbar nicht so wichtig. Halb so wild, denn dadurch haben wir ausreichend Zeit, um in Ruhe anzukommen, zu plaudern und ein erstes Bierchen zu kippen. Des Weiteren ist eine zehnminütige Verspätung in Italien alles andere als ein Sonderfall. Huch? Wie komme ich jetzt auf Italien? Ganz einfach erklärt, der heutige Opener stammt aus dem Land von Pizza und Pasta.
Da Stormcrow in ihren Texten unter anderem bevorzugt alpine Gebiete thematisieren, dürften sie sich hierzulande garantiert pudelwohl fühlen. Die Mailänder servieren uns zum «Zvieri» italienischen Hass, der vom Stil her fraglos an Immortal angelehnt ist. Geht es nur mir so oder ist die Raumtemperatur gerade rapide gesunken? Bei frostigen Tracks der Marke «Nanga Parbat» kommt das allerdings wenig überraschend. Im späteren Verlauf des Abends werden wir notabene das eine oder andere Mal sehnsüchtig an diese Kälte zurückdenken… – dazu aber später mehr.
Fronter Vastis hätte seine Stimme bevorzugt gerne ein bisschen lauter (zumindest deute ich seine Handzeichen so). Sein Wunsch ist den Technikern dann auch rasch Befehl. Rein optisch wirkt Gitarrist Astaroth ungewollt «knuffig». Sozusagen wie ein freundlicher Pandabär aus der Nachbarschaft. Er agiert in ein paar Situationen etwas unbeholfen und scheint nicht hundertprozentig im Takt zu sein. Ansonsten gibt’s jedoch nix zu meckern. Dank der Sturmkrähen ist der zweite Festivaltag optimal lanciert. Grazie ragazzi!
Grabak
An die nächsten Künstler haben mein Kollege Benji und ich beste Erinnerungen. Grabak konnten uns vor zwei Jahren am Wolfszeit Festival in Crispendorf total überzeugen und sorgten für tonnenweise Begeisterungsstürme. Eine Wiederholung wäre freilich willkommen!
Gegen 18.05 Uhr (der ursprüngliche Zeitplan ist schon wieder für die Tonne) platziert sich der Hüne J.K. hinter seinem mit Ketten übersäten Mikrofonständer und entfesselt zusammen mit seinen vier Mitstreitern eine alles verschlingende Dunkelheit in der Ruhmeshalle. Das Vorhaben umfasst das vollständige Durchzocken der neusten Platte «Scion». Ihr spezieller, nicht alltäglicher Black Metal-Stil reisst die Besucher locker mit. Grabak zeigen wahrlich eine imponierende Leistung. Dazwischen liegt sogar gelegentlich eine belustigende Ansage drin. Bei der Herkunftsfrage an das Publikum, welche unter anderem mit «Thüringen», «Italy» oder «Schweiz» beantwortet wird, taucht plötzlich eine Unklarheit auf. «Was ist denn ein Bayern?», will J.K. irritiert wissen. Naja, die Betroffenen werden es ihm sicherlich verzeihen. Später kündigt er eine Nummer als «Schunkellied» an, was erneut irritierte Gesichtsentgleisungen bei den Fans auslöst. Der Rhythmus des besagten Stücks gibt der Aussage des Sängers in der Tat recht.
Bedauerlicherweise fällt der abschliessende Album-Song «Echoing The Sound Of Hell» der Set-Kürzung zum Opfer… Darüber sind die Herrschaften nicht wirklich erfreut. Für mich steht trotzdem glasklar fest, dass ich nun den Merchandise-Stand aufsuchen muss!
Krater
Inzwischen ist das Hall Of Fame zu einer höllischen Sauna mutiert. Lediglich im Fumoir oder draussen im Freien bleibt die Lage angenehm. Deshalb verbringen wir die nächste Umbaupause an der frischen Luft. Da unser «Neo-Food-Blogger» Luke bei dieser Veranstaltung mit Abwesenheit glänzt (Black Metal ist nicht so sein Steckenpferd), werde ich versuchen, ihn kurzzeitig irgendwie einigermassen schlau zu vertreten und ein paar Worte über die angebotenen Fressalien verlieren. Meine Kollegen können das alles volltropfende Schnitzelbrot (zum Glück liegen ausreichend Servietten herum) und die Pasta empfehlen. Für das leibliche Wohl der Gäste ist also gesorgt! Somit können sie sich gesättigt dem kommenden Konzertreigen widmen.
Als wir wieder ins Innere stürzen, läuft die Darbietung von Krater bereits. Ich würde mir wünschen, dass sie trotz ihres Namens den Laden nicht gleich komplett in Schutt und Asche legen. Man will ja nach der Wiedereröffnung nicht umgehend irgendwelche Renovationen planen. Sie spielen verflucht temporeich und machend deutlich, dass sie ihre Instrumente effektiv beherrschen. Furiose Angelegenheit! Der peitschenden Rasta-Mähne von Axtmann Z.K. möchte man keinesfalls zu nahekommen. Die gesanglichen Fähigkeiten von Abortio fallen hingegen durchschnittlich aus. Insgesamt betrachtet wirken Krater minim schwächer als die beiden vorangegangenen Gruppen.
Corpus Christi
Bei der nächsten Kapelle ist die korrekte Schreibweise äusserst entscheidend. Geht nämlich das zweite «i» vergessen, landet man plötzlich und möglicherweise ungewollt bei einer Melodic Death Metal beziehungsweise Metalcore-Formation aus den Vereinigten Staaten. Die in Wetzikon präsente Klientel dürften logischerweise eher am Schwarzmetall aus Portugal interessiert sein. Aufgrund dessen gehören die anstehenden 60 Minuten dem Quartett Corpus Christii (mit zwei «ii»).
Angeführt von Duracell-Hase Nocturnus Horrendus geben die Herren bei ihrem ersten Auftritt in der Schweiz richtig Gas! Der Fronter hat zweifelsohne südländisches Feuer. Entweder fühlt er einfach seine Mucke oder sonst müssen da vermutlich irgendwelche Substanzen im Spiel sein. In einem Moment wagt er sich wegen einer heiklen Aussage aufs Glatteis. Er wisse nicht, seit wann die Black Metal-Szene so verweichlicht sei, immer vor den Behörden kuschen und sämtliche Konzertabsagen ohne Gegenwehr hinnehmen würde. Immerhin gehören die hier Anwesenden seiner Meinung nach zur «true» Fraktion. Jep, mit der Bezeichnung «Pussy Black Metal» sammelt Nocturnus wahrscheinlich nicht überall neue Freundschaftsanfragen…
Abgesehen von der soeben erwähnten Geschichte liefern die Iberer souverän ab. Sie werden von Song zu Song spürbar stärker! Im letzten Drittel gibt sich A. Krieg von den gestern aufgetretenen Darkmoon Warrior für ein Gastspiel die Ehre. Diese Zusammenarbeit funktioniert wunderprächtig. Die Protagonisten geniessen die gemeinsamen Feierlichkeiten in vollen Zügen!
Dark Funeral
Dass wir mittlerweile wieder astrein im Zeitplan vom Black Hole Fest II liegen, soll an dieser Stelle lediglich als Randbemerkung figurieren. Auslöser für meinen rasenden Puls ist schliesslich eine völlig andere Sache: Die Darbietung des alles überstrahlenden Headliners steht unmittelbar bevor! Wie sehr haben wir den Schweden von Dark Funeral bitteschön entgegengefiebert?! Ihre Anreise wurde durch mich – ähnlich wie zuletzt bei Kataklysm am Meh Suff! Metal-Festival – akribisch via «social media» überwacht und verfolgt. Den Göttern sei Dank ist alles reibungslos abgelaufen. Der Fünfer ist wirklich hier im Zürcher Oberland! Unfassbar! Der fast aus allen Nähten zu platzen drohende Saal ist bis in die allerletzte Haarspitze motiviert und bereit für die Stockholmer. Das Begräbnis dürfte wohl in einem IKEA-Sarg stattfinden und als Leichenschmaus werden garantiert Köttbullar aufgetischt. Meinetwegen kann’s losgehen!
Die Bühne wird in finsteres, blaues Licht getaucht. In Kombination mit den Nebel-Effekten sieht das Ganze genauso aus, wie das Cover des nach wie vor aktuellen Eisens «Where Shadows Forever Reign». Ein meisterhaftes Werk, welches jedoch schon fünf Jahre auf dem Buckel hat. Gerüchten zufolge darf aber 2022 mit einem Nachfolger gerechnet werden. Wir sind jedenfalls gespannt. Die Gesellen bleiben weiterhin im Verborgenen und testen unsere Geduldsfäden. So viel sei vorweggenommen, die lange Wartezeit bis zum Beginn (stolze 15 Minuten) soll am Ende der einzige Kritikpunkt dieser Show bleiben.
Dann gilt’s plötzlich ernst. Heljarmadr und seine Gefährten schreiten zur Tat. Anlaufschwierigkeiten? Fehlanzeige! Mit «Unchain My Soul» hauen sie direkt zum Auftakt einen erstklassigen Kracher raus. Schlagartig springt der Funke auf das Publikum herüber und entzündet ein unaufhaltsames, wildes Feuer! Die Eskalationsstimmung kennt keine Grenzen! Wir verschmelzen allesamt zu einer gigantischen, headbangenden Masse, welche dieser schwedischen Machtdemonstration huldigt. Moshpits können ebenfalls beobachtet werden. Unfassbare Szenen! So spielt ein Headliner! Leck mich fett!!!
Mit eiserner Hand befehligt der kleine General Heljarmadr seine in Rüstung gekleideten Elitesoldaten Adra-Melek, Chaq Mol und Lord Ahriman. Derweil thront irgendwo versteckt hinter Rauch und Nebel Drummer Jalomaah und deckt uns unermüdlich mit Blastbeat-Salven ein. Die Setlist umfasst Hymnen von sämtlichen Scheiben der Black Metaller. «Nail Them To The Cross» wird gewohnt frenetisch bejubelt und schlägt die letzten verbliebenen Christen endgültig in die Flucht. Eine Kostprobe vom neuen Material bleibt leider aus. Die Werbetrommel für die Release-Sause am 19. März 2022 in der schwedischen Hauptstadt wird trotzdem kräftig gerührt. Ich behalte dieses Datum gerne im Hinterkopf. Vielleicht gibt’s ja einen spontanen Ausflug – wer weiss?
Sorry Pasquale, aber dank diesem Abrisskommando werden in den kommenden Tag eventuell doch ein paar Renovationsarbeiten notwendig sein. Aber das kriegt ihr ohne Zweifel hin. Beim abschliessenden «Where Shadows Forever Reign» packt der Fronter die Flagge aus und schwingt diese munter durch die Gegend. Fortan dürfte auf den Landkarten dieser Welt der Standort des Hall Of Fame als schwedische Kolonie angezeigt werden. Dark Funeral haben den Laden in beeindruckender Manier erobert – daran bestehen keine Zweifel. Dass sich Adra-Melek und Heljarmadr nach dem Gig unters Volk mischen und für Fotos posieren, ist am Ende schlichtweg das oft erwähnte Sahnehäubchen.
Halphas
Halphas können einem richtig leidtun. Was will man diesem fulminanten, alles pulverisierenden Abriss von Dark Funeral überhaupt entgegensetzen? Selbst mir als Schreiberling gehen langsam die Worte aus. Immerhin haben sie noch ein paar Nasen vor sich (sogar mehr als beim gestrigen Rausschmeisser Totenwache). Es scheinen also nicht alle unter dem Sauerstoffzelt hängengeblieben zu sein. Zu früh den Heimweg anzutreten wäre wahrlich ein schwerwiegender Fehler gewesen, denn das Quintett zaubert eine ansprechende und packende Performance aus dem Hut. Da müssen die Nackenmuckis nochmals Volldampf geben.
Eine weitere Band, die ich mir für die Zukunft unbedingt merken muss. Hoffentlich haben Halphas und Konsorten realisiert, dass in unserem Land durchaus brauchbare Auftrittsmöglichkeiten existieren. Weitere Gastspiele wären doch eine lohnenswerte Sache, oder? Das Gezeigte bewegt mich jedenfalls dazu, ein letztes Mal bei den Merch-Verkäufern vorbeizuschauen. Diese Künstler verdienen einfach Unterstützung.
Das Fanzit – Black Hole Fest II – Samstag
Der Tagessieg ging erwartungsgemäss an den – wenn man so will – Headliner des gesamten Black Hole Fest II: Dark Funeral. Das war schlichtweg überragend und hat uns alle komplett aus den Socken gehauen! Aber auch Stormcrow und Grabak erwischten jeweils eine hervorragende Tagesform. Sämtliche Truppen hatten etwas mehr Publikum zur Verfügung. Im Gegensatz zu gestern tauchten praktisch keine technischen Schwierigkeiten auf. Die Bar-Mädels ackerten erneut mit viel Engagement (und das, obwohl ein paar von ihnen – wie ich während eines Gesprächs erfahre – normalerweise respektive im Alltag gar keine Mucke aus dem metallischen Sektor hören). Generell habe ich am Black Hole Fest II etliche lohnenswerte Bands kennengelernt. Abenteuer aus der Kategorie Horizonterweiterungen sollten eben regelmässig gewagt werden.
Selbstverständlich überwog auch die Wiedersehensfreude mit der HoF-Crew. Für mich war es in Tat und Wahrheit eine Art Heimkehr. Diese Location darf niemals verstummen! Des Weiteren konnte die Kollaboration zwischen der Black Hole Agency und dem Hall Of Fame ein weiteres Mal fruchten. Man hat sich eindeutig gesucht und gefunden. Diese Zusammenarbeit hat aus meiner Sicht weiterhin eine vielversprechende Zukunft vor sich. Allein diese beiden Festivaltage waren sagenhaft wohltuend. Musikalische Therapiesitzungen in Reinkultur!
Apropos Ausblick. Die Planungen für das Black Hole Fest III laufen bereits auf Hochtouren. Wie? Ihr habt am Freitag (29.04.) und Samstag (30.04.2022) noch nichts vor? Tja, Pech gewesen. Jetzt schon! Formationen wie Batushka, Impaled Nazarene, Ellende oder Hån werden sicherlich zahlreiche Fans nach Wetzikon locken. Wer nicht so lange warten will (oder kann), sollte am 06. November dieses Jahres nochmals ins Zürcher Oberland pilgern. Die berühmt-berüchtigte Panzerdivision Marduk wird an diesem Datum hundertpro keinen Stein auf dem anderen lassen!
Original Text: Metal Inside
Marduk, Valkyrja, Doodwens, Eyoth
PANZERDIVISION ÜBERROLLT WETZIKON
Die schwedischen Schwarzmetall-Pioniere Marduk touren zurzeit quer durch Europa und zelebrieren dabei stolze 30 Jahre voller Zerstörungswut und arroganter Attitüde. Am Samstagabend passierten die unaufhaltsamen Kriegsfahrzeuge das Zürcher Oberland und bezogen letztendlich im Wetziker Hall Of Fame-Club Stellung. Dort wurde dann ununterbrochen aus allen Rohren gefeuert, wodurch man sämtliche, feindliche Einheiten erfolgreich niedermähen konnte.
Seit dem Black Hole Fest II ist mittlerweile ein guter Monat vergangen, doch die Organisatoren denken keinesfalls daran, lediglich auf der faulen Haut zu liegen und sich an den bisher erreichten Lobeshymnen zu ergötzen. Nix da! Die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Hall Of Fame wird aus nachvollziehbaren Gründen munter fortgesetzt. Zahlreiche weitere Kapellen aus den düsteren Genre-Gebieten sollen auf die Bühne der «Ruhmeshalle» gelockt werden. Inzwischen müssten sowieso alle Renovationsarbeiten an der Aussenseite und im Innern des Gebäudes, welche nach der fulminanten Show von Dark Funeral angefallen sind, abgeschlossen sein. Also gerade rechtzeitig, um den nächsten Härtetest über sich ergehen zu lassen.
Dass Marduk einen ähnlich dominanten Auftritt wie ihre Landsleute abliefern werden, steht grundsätzliche ausser Frage. Schwache oder lahmarschige Leistungen sucht man vergeblich in den Bewertungsbögen des Vierers. Ein kleiner Exkurs sei an dieser Stelle trotzdem gestattet: Falls ihr auf der Jagd nach Autogrammen der Musiker seid, ist Hartnäckigkeit gefragt. Am Party.San Open Air 2017 grunzte uns ein gewisser Mortuus zuerst nämlich bloss ein herablassendes «What do you want?!» entgegen, ehe er seine Signatur auf dem Schriftstück platzierte. Somit lautet die Moral von der Geschicht’: Lasst euch von diesen mürrischen Gestalten nicht aus dem Konzept bringen oder verängstigen.
Unterzeichnete Erinnerungsstücke sind mir am heutigen Abend allerdings nicht sonderlich wichtig. Meine Vorfreude gilt eher der bevorstehenden Dosis Live-Musik (in vierfacher Ausführung!). Korrekt, der Headliner agiert gemeinsam mit einer kleinen Delegation Hilfstruppen. [Eyoth] und Doodswens fallen für meine Wenigkeit dabei in die Kategorie der Horizonterweiterung. Stattdessen sind mir die in Stockholm angesiedelten Valkyrja ein Begriff. Die finsteren Recken waren auch schon auf vergangenen Marduk-Touren mit von der Partie oder an der Erstausgabe des Black Hole-Festivals zu Gast. Na dann, bitte einmal an der Bar auftanken (wir haben unsere Verzehrkarten schliesslich nicht als Deko-Artikel gekauft) und anschliessend ab zum Absperrgitter stolzieren. Die bedauerlicherweise noch lichten Publikumsreihen ermöglichen ein problemloses Durchmarschieren.
[Eyoth]
Gruppe Nummer eins war früher unter dem Namen Syn Metalium unterwegs. Doch neuerdings nennen sich unsere Kollegen aus der Romandie [Eyoth]. Sowohl vom Sound her als auch in Sachen Outfits muss ich beim Sextett unweigerlich an Finntroll denken. Da turnt ein bunt gemischter Haufen auf der «Spielwiese» herum. Wir blicken unter anderem auf einen Steampunk-Sänger mit kultiger Sonnenbrille, einen 80er-Jahre Klampfer, einen Basser, der eine Kreuzung aus Anime-Figur und Mönch darstellt und eine Art Pilot an der zweiten Saitenkönigin. Des Weiteren bringt ein Mädel am Tasteninstrument ausreichend Melodie ins Spiel. Respekt, dass sie trotz elegantem Schuhwerk einen solch sicheren Stand aufweist. Einzig beim Kameraden hinter der Schiessbude kann ich keine Auffälligkeiten ausmachen.
Der vorgetragene Blackened Pagan Metal dürfte im heutigen Line-Up vermutlich die Exotenrolle einnehmen. Zu Beginn sind wir (auch wegen der nicht komplett optimalen Abmischung) zwar noch kritisch, aber mit fortschreitenden Zeigerumdrehungen entfaltet die präsentierte Party immer mehr ihre Wirkung. Selbst kleinere Tanzeinlagen liegen locker drin. Das macht unfassbar Laune! Mit einem solch frühen Highlight hätten wohl die wenigsten Besucher gerechnet. «Merci mes amis!» [Eyoth] sind ein weiterer Beweis dafür, dass man Support-Acts stets eine Chance geben sollte. Lediglich bei den Ansagen des Frontmanns tauchen gewisse Rätsel auf. Befinden wir uns jetzt in Wetzikon, in Mexiko oder im Lexikon? Eindeutig ein Fall für das Team von «Galileo Mystery».
Doodswens
Auf Deutsch übersetzt bedeutet das holländische Wort Doodswens – sofern meine Helfer-Tools das korrekt herausgespuckt haben – ungefähr so viel wie «Todeswunsch». Gemessen an den nun aus den Boxen ertönenden Klängen müsste das fraglos stimmen. Eine gedrückte, depressive Stimmung macht sich im Saal bereit. Diese schleppende Angelegenheit mag freilich eine einlullende Wirkung haben, aber mich persönlich lässt die Performance nicht wirklich aus den Latschen kippen. Erst im zweiten Abschnitt werde ich langsam warm damit. Könnte daran liegen, dass es sich im Vergleich mit [Eyoth] schon um einen ziemlichen Stilbruch handelt.
Müsste das normalerweise nicht einfach ein Damen-Duo sein? Zumindest stand das so in der Event-Beschreibung. Die in diesen Augenblicken agierende Live-Besetzung besteht jedoch aus zwei Herren und einem Mädel (sofern dies in diesem dauerroten Scheinwerferlicht überhaupt erkennbar ist). Das würde bedeuten, dass es ich bei der Felle-Klopferin um Inge van der Zon handelt. Die Band wird erst Anfang Dezember dieses Jahres ihren Debütstreich «Lichtvrees» veröffentlichen. Mal schauen, wohin die Reise für diese sicherlich nicht untalentierten Schwarzmetaller führen wird.
Valkyrja
Der nächsten Equipe dürfte die hiesige Spielstätte effektiv vertraut vorkommen. Schliesslich standen die Schweden schon einmal Ende September des vergangenen Jahres im Rahmen des ersten Black Hole Fests auf dieser Bühne. Bei vergangenen Gigs wollte der letzte Funke bei mir nie herüberspringen (siehe Review). Dies ändert sich bei der jetzigen Begegnung schlagartig! Keine Ahnung, was die Jungs gefuttert oder getrunken haben, aber heute ist zweifelsohne jede Menge Sprit im Tank. Die Maschinerie arbeitet auf Hochtouren! Am Lichtpult scheint man nun die blauen Linsen entdeckt zu haben. Alles andere als ideale Bedingungen für die knipsende Garde. Trotzdem traue ich erfahrenen Recken wie Gorka (Gorka Photography) garantiert ein paar verwendbare Schnappschüsse zu.
Walküren figurieren in der nordischen Mythologie als weibliche Sagengestalten, welche die in der Schlacht ehrenvoll gefallenen Krieger in die goldene Halle («Valhalla») bringen. Daran sind die vier Herren aus Stockholm kaum interessiert. Sie bevorzugen die Beschallung des Publikums mit aggressiven Blastbeat-Salven und fiesem Gekrächze. Dies geschieht in beeindruckender Manier! Den anschliessenden Abstecher zur Merch-Ecke kann ich mit gutem Gewissen einplanen. Denn wie ihr wisst, kann man niemals zu wenig Band-Shirts haben (nur zu kleine Kleiderschränke…).
Marduk
Gegen 22.10 Uhr ruhen sämtliche Augen (und Gehörgänge) auf dem Headliner. Von nun an gilt ausschliesslich der Kultspruch: «Nur Marduk, verdammte Scheisse!» Seit über drei Dekaden machen Mortuus und seine Haudegen die Welt zu ihrer persönlichen Panzerpiste. Von lautstarkem Sirenengeheul begleitet startet das Quartett mit «Werwolf» in sein Set. Sucht euch lieber eine exzellente Deckung, denn diese Bomben- und Granateneinschläge hinterlassen grausame Spuren der Verwüstung. Für Unwissende stehen die Überlebenschancen schlecht.
Passend zum Motto dieser Tour steht jedoch längst nicht bloss die aktuelle Scheibe «Viktoria» im Fokus. Die Herrschaften greifen auf zwei Drittel ihrer Diskographie zurück. Aus diesem Grund kann sich die Anhängerschaft ebenfalls an älterem Liedgut wie «Those Of The Unlight» oder «The Funeral Seemed to Be Endless» ergötzen. Allerdings kommen auch populäre Geschichten à la «Frontschwein» zum Handkuss. Dazwischen folgen Mortuus’ Ansagen, die einem aufgrund seines tiefen Stimmorgans direkt unter die Haut gehen. Die mittlerweile deutlich zahlreicher vorhandene Zuschauerschar lässt – beflügelt von dieser schwedischen Machtdemonstration – unermüdlich die Haare kreisen. Marduk stampfen die Hütte wahrlich in Grund und Boden! Aber von einem Veteranen-Panzer habe ich logischerweise nix anderes erwartet.
Beim grundsätzlich rundum perfekten Auftritt treten erst in der Schlussphase kurzzeitige Probleme auf. Das Spielgerät von Bassist Lindholm will nicht mehr so richtig. Glücklicherweise kann der souverän reagierende Roadie Schwierigkeiten schnell und effizient ausmerzen. Nach «Wolves» gönnen die Fans dem Vierer (noch) keinen Feierabend. Lautstarke Zugabe-Rufe sind zu vernehmen. Dieser Effort ist auch zwingend nötig, denn bei einem zu stillen Publikum weiss man nie, ob die arroganten Black Metaller den Klischees gerecht werden und ihren Auftritt urplötzlich kommentarlos abbrechen. Das ist heute – den Göttern sei Dank – kein Thema! Wetzikon kommt in den Genuss des All Inclusive-Pakets und wird mit dem vernichtenden Doppelschlag «Christraping Black Metal» und «Panzer Division Marduk» in die kalte Nacht entlassen. Vor der definitiven Heimreise folgt aber noch der inzwischen fast schon zur Tradition gewordene Jägermeister-Trunk mit Hall Of Fame-Boss Pasquale.
Das Fanzit – Marduk, Valkyrja, Doodswens, [Eyoth]
Ausser Doodswens konnten mich heute Abend alle Truppen restlos überzeugen. Die Hütte war gut besucht, aber das Prädikat «rappelvoll» wurde dieses Mal trotzdem nicht erreicht. Sonst hat allerdings alles gepasst. Es war sozusagen der gewohnte Hall Of Fame-Service und Standard.
Die Zusammenarbeit mit der Black Hole Agency wird auch im nächsten Jahr fortgesetzt. Deshalb könnt ihr euch 2022 auf weitere Höhepunkte aus der düsteren Metal-Ecke in Wetzikon freuen. Bisher bestätigt sind unter anderem Tormentor, Mgła, Black Hole Fest III, Uada und Winterfylleth. Da reibt sich die teuflische Seele zufrieden die Hände.
Original Text: Metal Inside
Black Hole Fest III
ZUM DRITTEN MAL INS SCHWARZE LOCH GEFALLEN
Tatort: Hall Of Fame, Wetzikon. Während zweier Tage wurde die sechstgrösste Stadt des Kantons Zürich von haufenweise schwarzgekleideten Gestalten heimgesucht, die sich in der dort angesiedelten «Ruhmeshalle» versammelten, um gemeinsam am Black Hole Fest III der von ihnen intensiv verehrten, finsteren Musik zu huldigen. Auf der Bühne gaben Truppen wie Batushka, Ghörnt oder Paradise In Flames den Takt an. Weitere Details entnehmt ihr dem nun folgenden Erlebnisberichts eures tatkräftigen Metalinside-Journalisten Dutti.
Freitag, 29.04.2022 – Tag 1
Bereits zum dritten Mal rufen Reto, Sven, Tamara und ihre Helferlein die pechschwarzen Seelen zu sich nach Wetzikon. Selbstverständlich kommen wir dieser Aufforderung gerne nach. Es ist an der Zeit, die Höllenpforten zu durchschreiten und dem Black Hole Fest III beizuwohnen. Wer wird wohl dieses Mal Geschichte schreiben? Bei der letztjährigen Ausgabe haben zweifelsohne die Schweden von Dark Funeral mit einem unfassbar imposanten Auftritt alles und jeden aus den Socken gehauen! Erinnerungen für die Ewigkeit (siehe Review). Aufgrund dessen sind wir extrem heiss auf die nächste Black Metal-Ladung. Dem Wettergott scheint es übrigens ähnlich zu gehen, denn er lässt die feurige Kugel am Firmament gnadenlos auf uns herabbrennen. Doch verzagt nicht! Das Innere des Hall Of Fame brilliert grundsätzlich immer mit idealen Bedingungen für Schattengewächse. Also nix wie hinein in die gute Stube. Wobei… Halt! Zuerst sollte ich noch mein reserviertes Festival-Shirt am Eingang abholen. Das Design hat eine tiefere Bedeutung: Auf der Vorderansicht schreitet man durch einen langen Korridor (der optimal zu jedem Horrorfilm passen würde) bis zu einer Tür. Sobald diese geöffnet wird, winkt auf der Rückseite das Line-Up mit den diesjährigen Equipen.
Im Club angekommen schreiten wir zuerst einmal in Richtung Bar. Die ersten Gerstensäfte müssen her. Aktuell herrscht noch gähnende Leere, aber für einen Freitagnachmittag ist das auch irgendwie nachvollziehbar. Hoffen wir einfach, dass die grosse Masse pünktlich zum Feierabend hier aufschlägt. Bis dahin heisst es für meine Freunde und mich Stellunghalten und die Ruhe vor dem Sturm geniessen. Die Wiedersehensfreude bei den «üblichen Verdächtigen» ist immens! HoF-Capo Pasquale ist logischerweise ebenfalls anwesend und achtet darauf, dass mit seiner Halle sorgfältig umgegangen wird. Im benachbarten Fumoir hat sich das deutsche Label TeufelsZeug Records mit einer Merch-Ecke eingenistet. Da werden unter anderem sehr schön gefertigte Schmuckstücke angeboten, die uns sogleich in die Augen stechen. Die eine oder andere Investition könnte hier im Verlauf des Abends durchaus getätigt werden. Weil der eigentliche Programmplan bereits erste Verzögerungen erfahren hat, bleibt noch ausreichend Zeit zum Stöbern.
Paradise In Flames
Doch um 16.30 Uhr geht es dann endlich auf der Bühne ans Eingemachte. Paradise In Flames aus Brasilien übernehmen den Eröffnungs-Part für das gesamte Festival. Die «Zuckerhut-Schwarzmetaller» sind Bestandteil des Tour-Packages von Batushka, welche ja im späteren Verlauf des Abends als Headliner an den Start gehen werden. Aber nun zurück zu den Brasilianern. Die zeigen nämlich rasch, dass sie definitiv Aufmerksamkeit verdienen (obschon der spärliche Besucheraufmarsch dies nicht ganz korrekt widerspiegelt…). Stilistisch würde ich das Quintett in die Symphonic Black Metal-Schublade packen. Ihre überzeugende Darbietung kommt einem Gemisch aus Cradle Of Filth und Fleshgod Apocalypse gleich. Klampfer A. Damien und Keyboarder Guilherme de Alvarenga übernehmen das Gekrächze, während Madame O. Mortis die opernhaften Elemente beisteuert.
Möglicherweise dürften Paradise In Flames den sogenannten «wahren» Black Metal-Anhängern nicht sonderlich zusagen, aber meines Erachtens bringen sie fraglos Abwechslung in das Billing. Nach diesen 50 Minuten steht bei einigen von uns der Erwerb von Souvenir-Artikeln unumstösslich fest. Netterweise machen wir die Künstler darauf aufmerksam, dass sie bei den Preisen ihrer Ware ruhig ein bisschen schrauben dürfen. Zehn Euro für ein Shirt ist ja praktisch geschenkt. Da lege ich absolut gerne noch etwas Trinkgeld drauf. «Obrigado Brasil!»
Eshtadur
Für die nächste Kapelle bleiben wir direkt auf dem südamerikanischen Kontinent. Dieses Mal geht die Reise nach Kolumbien – in die Heimat von Eshtadur. Diese Herrschaften setzen auf melodiöses Todesblei. Sie sind – nebenbei erwähnt – offenbar der Hauptgrund für den durcheinandergewirbelten Zeitplan. Tja, wer kennt es nicht? Gestresst auf die Uhr blicken, weil man dringend irgendwohin muss und dann steht dem eigenen motorisierten Untersatz plötzlich eine undurchdringbare, verfluchte lange Blechlawine im Weg. Mühsam… Glücklicherweise sind die Jungs trotzdem noch im Hall Of Fame angekommen. Aber für ein nächstes Mal hätten die Veranstalter vielleicht eine andere Band vorziehen und Eshtadur dann später spiele lassen können.
Die Performance ist akzeptabel, aber Paradise In Flames haben mir persönlich besser gefallen. Gast-Axtmann Hubert «Hub» Więcek ist allerdings mit vollem Elan bei der Sache und fühlt seine Soli mit Haut und Haar. Der Pole, welcher unter anderem bei Decapitated aktiv war, versteht sein Handwerk. Vielleicht punkten Eshtadur dann bei unserem nächsten Aufeinandertreffen mit einer ansprechenderen Leistung.
Hån
Der dritte Slot gehört einem von zwei helvetischen Vertretern an dieser Veranstaltung. Aufgrund ihrer geschminkten Antlitze wirken die aus Basel stammenden Hån wie eine Horde von wütenden Pandabären. Das soll jedoch keinesfalls eine Verniedlichung darstellen. Die «Bebbi» hauen mit ihrem druckvollen Black Metal effektiv auf die Pauke und stellen eindeutig unter Beweis, dass sie sich vor der internationalen Konkurrenz nicht zu verstecken brauchen. Hört euch in diesem Zusammenhang ruhig einmal die aktuelle Platte «Breathing The Void» an. Ein sackstarkes Teil! Im mittlerweile etwas volleren Hall Of Fame sind jedenfalls etliche Headbanger auszumachen, welche das musikalische Schaffen der Lokalmatadoren fleissig bejubeln. Folgender Servicebeitrag sei an dieser Stelle nachgereicht: Das «å» im Bandnamen ist wie ein «o» auszusprechen.
Depressive Witches
Bisher kannte ich ehrlich gesagt nur die Burning Witches. Aber in unserem westlichen Nachbarland scheint offenbar eine depressive Hexen-Version zu existieren. Das Duo besteht aus den Mitgliedern Sick Bab (Gesang/Gitarre) und Torvuus (Drums). Solche Zweiergespanne haben oftmals einen schweren Stand. Es ist schliesslich unglaublich anspruchsvoll, mit reduziertem Personal dieselbe Durchschlagskraft wie eine vollzählige Gruppe zu generieren. Allerdings existieren auch Exemplare, die das locker hinkriegen. Ich denke da beispielsweise an Inquisition.
Der vorgetragene Black ‘N’ Roll hat ab und an seine reizvollen Augenblicke. Bei der Durchsicht der Setliste ist ein gelegentliches Schmunzeln kaum zu vermeiden. Die Songtitel klingen teilweise wie eine abgedroschene «Fantasy-Parodie». Eventuell ist aber genau die Tatsache, dass sich die «Messieurs» selbst nicht zu ernst nehmen, die klammheimliche Wunderwaffe. Das erzeugt eine gewisse Grundsympathie. Ich begebe mich nach dem Gig gerne freiwillig umgehend auf die Suche nach dem «Medieval Strip Club».
Warmoon Lord
Stripperinnen habe ich leider keine entdeckt, aber dafür wurde mir eine weitere Hopfen-Blondine offeriert, welche ich dankend angenommen habe. Die nächsten Künstler sind Warmoon Lord aus dem Land der tausend Seen. Aufgrund meiner im Vorfeld getätigten Recherche bereitet mir das Label der Truppe ein wenig Kopfzerbrechen. Werewolf Records respektive gewisse dort unter Vertrag stehende Protagonisten wurden nämlich auch schon mit politisch heikler Gesinnung in Verbindung gebracht. In den Weiten des Internets ist jedoch stets Vorsicht geboten. Der Wahrheitsgehalt ist bei vielen Beiträgen alles andere als gewährleistet. Ausserdem möchte ich nicht einen ähnlichen Fehler wie beim Black Hole Fest I begehen, an welchem die Formation Runenwacht von meiner Wenigkeit zu schnell und zu Unrecht an den Pranger gestellt wurde…
Während der Performance sind glücklicherweise keine negativen Sequenzen oder Ähnliches auszumachen. Im Gegenteil, die Finnen agieren auf verflucht hohem Niveau und schmeissen mit Melodien um sich, wie sie eben nur eine «Suomi-Equipe» zu schreiben vermag. Die Besucher sind allesamt begeistert und feiern die nordischen «Nietenmonster» rund um ihren Anführer Lord Vrăjitor.
Batushka
Die ersten Wellen von Weihrauch bahnen sich ihren Weg in mein Riechorgan. Höchstwahrscheinlich werde ich diesen penetranten Geruch in den kommenden Tagen kaum mehr loswerden. Auf der Gegenseite ist das aber auch ein gutes Zeichen, denn diese «Räucherstäbchen-Orgie» kündigt gleichzeitig den Auftritt des heutigen Headliners an: Batushka aus Polen. Die geheimnisvollen, mysteriösen, okkulten Ordensbrüder halten nun ihre 80 Minuten dauernde Messe ab, die keinen von uns wirklich kalt lässt. Dank Roben und vermummten Gesichtern bleiben die Identitäten der Künstler im Schatten (obwohl sie mittlerweile im World Wide Web zum Teil trotzdem durchgesickert sind). Im Zentrum des Interesses steht der Altar des Oberpriesters, auf welchem zwei Totenschädel als Dekorationen herumliegen. Von dort aus predigt (beziehungsweise krächzt) der Anführer seine hasserfüllten Botschaften ins Mikrofon. Generell ist die Bühne randvoll mit diversen Requisiten. Eigentlich möchte man von dieser beeindruckenden Darbietung keine Sekunde verpassen, aber mein Magen verlangt nichtsdestotrotz plötzlich nach einem Mitternachtssnack. Also nix wie hin zum Grill, um anschliessend wieder gestärkt dem Rest der Zeremonie beizuwohnen.
Seit Ende 2018 tobt bedauerlicherweise ein Rechtsstreit zwischen Gitarrist Krzysztof Drabikowski und Sänger Bartłomiej Krysiuk und deswegen existieren zwei Versionen von Batushka. Ich vermeide an dieser Stelle das Abdriften in irgendwelche Details, weil da sowieso eh keine Sau mehr hundertprozentig durchblickt… Es ist stets schade, wenn man das musikalische Schaffen von solchen Episoden überschattet wird. Gemäss meinen Nachforschungen müsste hier in Wetzikon gerade die «Krysiuk-Variante» auf der Bühne stehen. Und diese liefert – wie schon weiter oben erwähnt – hervorragend ab. Ein optimaler Tagesabschluss!
Das Fanzit – Freitag – Black Hole Fest III
Als Résumé kann verdientermassen von einer gelungenen, ersten Etappe des Black Hole Fests III gesprochen werden. Die Besucheranzahl wurde stündlich besser und die gesamte Festival-Crew war engagiert bei der Sache und versuchte selbst in stressigen Situationen konstant Ruhe zu bewahren. Der einzige Kritikpunkt meinerseits bleibt der durcheinandergewirbelte Zeitplan. Ungeachtet dessen vermochten die Bands die Massen mit stimmigen Gigs zu begeistern. Hervorgestochen sind bei mir persönlich Paradise In Flames, Hån und Batushka.
Samstag, 30.04.2022 – Tag 2
Nach ein paar Stunden Nachtruhe steht schon bald der zweite Festivaltag an. Maximale Erholung ist sowieso etwas für Amateure, nicht wahr? Bewaffnet mit Dosen-Hülsen geht’s vom Bahnhof Wetzikon erneut in Richtung Hall Of Fame. Im Vergleich zu gestern scheint der Wettergott dieses Mal eher depressiv und wütend zu sein. Unermüdlich prasseln die Regentropfen auf uns herab. Vor der Location ertönt dann gar noch ein Donnergrollen! Die heutige Live-Beschallung soll bitte ähnlich wuchtig ausfallen.
Horns
Das Erzeugen der ersten Lärm-Ladung obliegt heute den polnischen Schwarzmetallern Horns, die pünktlich um 15.30 Uhr in ihr Set starten. Das Quartett legt einen astreinen Beginn hin und beweist, dass es perfekt zu diesem Festival passt. Exakt so haben diabolische Melodien zu klingen! Fronter Drac hantiert phasenweise mit einem kleinen Petruskreuz herum. Dieses wird auch schon mal abgeleckt und dazu ertönen «Hail Satan»-Rufe. Klischee oder Gotteslästerung? Egal, es funktioniert. Dazu recken wir unsere «Horns» gerne in die Höhe. Vorgetragen werden beinahe ausschliesslich Tracks vom 2021er-Album «Śmierć nie jest granicą». Des Weiteren knallen uns die Osteuropäer zum Abschluss ein Burzum-Cover auf die Lauscher. Sie hätten – gemessen an ihrer Leistung – diskussionslos mehr Zuschauer verdient, aber als Opening-Act hat man diesbezüglich häufig ein eher schwieriges Schicksal.
Dantalion
Die akustische Reise wird später in Spanien fortgesetzt. Die dort residierenden Dantalion setzen auf einen Mix aus schwermütigen und melodiösen Tonfolgen. Schwere Kost am Spätnachmittag. Bei der Betrachtung der Bewegungen und Gestik von Sänger Sanguinist wird mir ziemlich schnell klar, wer ihm da als Inspirationsquelle gedient hat. Das muss einfach Gaahl höchstpersönlich gewesen sein. Von ihm und seinem Projekt Gaahls Wyrd bin ich bekanntermassen flammender Anhänger. Dantalion wiederum agieren zwar nicht ganz so stark wie die Norweger, aber es existieren trotzdem einige überzeugende Parts in ihrer Show. In den Publikumsreihen, welche mittlerweile ein bisschen Zuwachs erhalten haben, sind zumindest einige Mähnenschwinger auszumachen.
Hallig
Als nächstes gehen Wiederholungstäter an den Start: Hallig aus Bochum waren nämlich schon beim allerersten Black Hole Fest mit von der Partie. Eventuell sind sie heute zusätzlich motiviert, denn vor ein paar Stunden hat der VFL Bochum schliesslich Borussia Dortmund mit 4:3 niedergerungen (also sofern sie Fussball-Fans sind). So oder so empfinde ich die heutige Performance noch stärker als beim letzten Mal. Die Jungs sind somit ein sicherer Wert und als Veranstalter kann man sich bei ihrer Verpflichtung entspannt zurücklehnen. Allenfalls wären sie einmal an einem Meh Suff!-Festival ein Thema, wer weiss? Als der Sänger gegen Ende seine Weste abgelegt und seinen tätowierten, gestählten Oberkörper präsentiert, muss ich einigen geifernden Mädels um mich herum fast mit einem Tuch den aus ihren Mündern tropfende Sabber abwischen. So kann ich der Putzequipe immerhin ein bisschen Arbeit abnehmen.
Ghörnt
Dem Gig der nächsten Akteure haben wir im Vorfeld frenetisch entgegengefiebert. Das Motto für die kommenden 50 Minuten lautet: «Mir und ihr alli sind Ghörnt!» Richtig gelesen, in dieser Sequenz dominiert das Schweizerdeutsch. Vor zwei Jahren haben Thulus (Asgard) und J. (Malphas und Tätigkeiten in gefühlt 100 weiteren Bands) diese neue Formation ins Leben gerufen. Der erste Streich «Nedchrescht» ist ebenfalls bereits erhältlich. Gemäss mir zugetragenen Informationen seien die Handgriffe am nächsten Studioeisen ebenfalls schon äusserst weit fortgeschritten. Ghörnt sind also effektiv Arbeitstiere. Aber wie stellen sie sich bei ihrem Konzertdebüt an? Das werden die kommenden Zeigerumdrehungen zeigen. Verstärkung in Form von zwei zusätzlichen Musikern ist jedenfalls gesichert.
Am liebsten würde ich meinen imaginären Hut schnellstmöglich vom Haupt ziehen, denn der Vierer überrollt und haut uns förmlich aus den Socken. Bockstark, Freunde! Auf diese imposante Premiere folgen hoffentlich etliche weitere Darbietungen! Trommelgewitter, fieser Gesang und vor Hass triefende Hymnen – was will das schwarzmetallische Herz mehr? Thulus tigert mit der Coolness eines gigantischen Eisbergs auf der «Spielwiese» umher. Selbst der Leibhaftige wäre darüber höllisch begeistert. Die nächsten Ghörnt-Konzerte können gar nicht früh genug anstehen. Der T-Shirt-Kauf wird ebenfalls fix eingeplant.
Ellende
Nach den gehörnten Debütanten landen wir jetzt bei einer Kapelle, die bereits ein paar Jahre länger im Geschäft tätig ist. Die Rede ist von Ellende – dem Projekt von Mastermind L.G. Unsere östlichen Nachbarn setzten auf Atmosphäre und gefühlvolle Stücke, welche man sinnvollerweise mit geschlossenen Augen und ohne zu reden auf sich einwirken lassen sollte. Das mag möglicherweise zum vorangegangen «Geknüpple» ein kleiner Stilbruch sein, aber mir kommt dieser irgendwie gerade recht. Solche Ambient Post-Black Metal Angelegenheiten sind genau mein Ding. Primär bei Spaziergängen und Wanderungen in der Natur, aber es funktioniert selbstverständlich auch in einer Konzerthalle.
In ihrer Setliste berücksichtigen die Ösis ihr gesamtes EP- und Album-Material. Den Spagat zwischen härten Abschnitten und weicheren Streicheleinheiten schaffe die Künstler locker. Bei Bedarf greift L.G. zudem gerne auf die Akustikgitarre zurück. In Sachen Outfit sieht es so aus, als würde er ein Skelett tragen. Zweifelsohne eine modische Duftmarke. Dank Ellende kann die Zuhörerschaft ideal in die Walpurgisnacht eintauchen. Nach der Show werde ich aber so etwas von erneut die Merchandise-Ecke aufsuchen und meine Geldbörse einem Abspeckprogramm unterziehen.
Impaled Nazarene
Zuerst muss ich sicherstellen, dass meine herumschwebende Seele von dem fantastischen Ellende-Trip herunterkommt und in meinen Körper zurückkehrt. Sonst wird das nix mit dem Bestaunen der restlichen Gruppen. Impaled Nazarene stehen nämlich brav bereit und möchten uns ihren mit dreckigen Punk-Elementen angereicherten Black Metal vor den Latz knallen. Die Nordmänner treiben seit über drei Dekaden ihr Unwesen in der Szene und schlagen sich hauptsächlich mit einer gewissen «Mittelfinger-Attitüde» durchs Leben. Rotzfreche, knackig kurze Songs sind ihr Markenzeichen. Stolze 23 davon sollen heute Abend auf die anwesenden Gehörgänge abgefeuert werden.
Der Headliner dieses zweiten Festivaltages gibt sich keine Blösse und räumt in gepflegter Manier ab. Die fiesen, finnischen Fäuste donnern einem regelrecht in die Kauleiste! Um uns herum toben bald wilde Moshpits, welche von ein paar angeheiterten Kerlen ausgelöst wurden. Im Stil von Napalm Death prügeln sich Impaled Nazarene aggressiv durch ihr Set und machen dabei keine Gefangenen. Diesen finnischen Hass-Express kann niemand aufhalten. Der Masse gefällt’s. Jubel und Gejohle an allen Ecken und Enden. Fronter Slutti666 wird nicht müde zu betonen, dass sie in der Schweiz immer gute Erfahrungen gemacht haben und jedes Mal einem motivierten Publikum gegenüberstanden.
Handful Of Hate
Handful Of Hate dürfen um Mitternacht vor – passend zum Bandnamen – einer Hand voll von Besuchern den Rausschmeisser-Part übernehmen. Jep, die Reihen haben sich massiv gelichtet… Tendenziell haben Müdigkeit und Alkohol erste Opfer gefordert. Wir versuchen ungeachtet dessen standhaft zu bleiben und das Ganze bis zum bitteren Ende durchzuziehen. Alles andere wäre den gerade agierenden Italienern gegenüber sowieso ungerecht, denn die hauen einen flotten Abriss aufs Parkett und bringend die Wände der Wetziker Ruhmeshalle ein letztes Mal zum Beben. Ein finales Aufbäumen der Nackenmuskulatur ist aufgrund dessen absolute Pflicht. Für die Kräfte-Regeneration gibt’s ja glücklicherweise den faulen Sonntag.
Das Fanzit – Samstag – Black Hole Fest III
Damit ging auch der zweite Festivaltag erfolgreich zu Ende. Dieses Mal wurde der Zeitplan vorbildlich eingehalten und sämtliche Truppen boten meistens gute Unterhaltung. Insbesondere Horns, Ghörnt und Ellende mauserten sich aufgrund von sackstarken Leistungen zu meinen Favoriten. Leider war der Samstag etwas schlechter besucht, aber irgendwie tat das der tollen Stimmung trotzdem keinen Abbruch.
Zum Schluss folgt natürlich mit Vergnügen noch der übliche Blick in die Glaskugel. Was steht an? Wie geht es weiter? Die Crew hat notabene bereits Flyer für die nächste Festival-Ausgabe in Umlauf gebracht. So funktioniert geschicktes Marketing. Das Black Hole Fest IV wird am 28. und 29. April 2023 stattfinden. Bandtechnisch dürfen sich die Fans unter anderem auf Rotting Christ (mit einem Oldschool-Set!), Nargaroth, Noctem oder Malphas freuen. Unbedingt im Kalender vormerken!
Original Text: Metal Inside
Marduk, Doodwens, Skaphos, Moral
MARDUK SCHLAGEN ZURÜCK
Offenbar hat die schwedische Panzerdivision das Städtchen Wetzikon Anfang November des vergangenen Jahres doch nicht komplett dem Erdboden gleichgemacht. Vielleicht sind sogar gewisse Rebellentruppen der Zerstörungswut entkommen. Weitere Gründe sind Stoff für Spekulationen. Marduk kehrten jedenfalls am Freitagabend ins Zürcher Oberland zurück, um die unvollendete Mission zu beenden.
Da scheint jemand Gefallen am Hall Of Fame-Club gefunden zu haben. Anders kann ich mir die zwei Shows innert sieben Monaten nicht erklären. Das spricht freilich für die gute Organisation des Ladens und die angenehme Betreuung der Musiker. Pasquale und seine Leute sind heute allerdings bloss für die Überwachung der Räumlichkeiten zuständig. Der Event selbst wird nämlich von der Black Hole Agency durchgeführt, die sich aufgrund ihres eigenen Festivals und anderen Konzerten mittlerweile ebenfalls bestens in der «Ruhmeshalle» auskennt. Alles ist angerichtet für einen lauten und polternden Start ins verlängerte Pfingstwochenende!
Moorah
Für die Eröffnung des Unterhaltungsprogramms sind die Tschechen von Moorah besorgt. Eigentlich spielen sie gefühlt nur für meinen Freundeskreis und meine Wenigkeit, denn viel mehr Nasen haben den Weg hierhin noch nicht gefunden. Es wäre absolut wünschenswert, wenn sich dies im Verlauf des Abends ändern würde. Das Quintett auf der Bühne wird von diesem Umstand jedoch nicht aus dem Konzept gebracht und zieht seinen Post Black-Vortrag unbeeindruckt durch.
Ein gemächlicher Beginn, dem irgendwie die besondere Würze fehlt. Daran kann selbst der gegen Ende an der Trommel herumhantierende Special Guest nix ändern. Zudem scheint der Keyboarder sein Instrument kaum zu verwenden. Erfüllt es etwa lediglich einen dekorativen Zweck? Vielleicht können mich die Osteuropäer bei unserer nächsten Begegnung überzeugen. Ihrem Genre bin ich schliesslich grundsätzlich nicht abgeneigt.
Skaphos
Die Requisiten der nächsten Truppe lassen ein Faible für die Seefahrt im 19. Jahrhundert erahnen. Das würde sowieso hervorragend zum Namen der Akteure passen, denn «Skaphos» ist das griechische Wort für Schiff. Oh ja, dieser Kahn nimmt verdammt schnell Fahrt auf! Die Kombination aus Death und Black Metal trifft uns mit voller Wucht! Nach den eher ruhigeren Tönen von Moorah ist das ein waschechter Weckruf. Die um mich herum rotierenden Mähnen sind ein eindeutiger Beweis, dass das Gezeigte ausgezeichnet ankommt.
Die aus Lyon in Frankreich stammenden Künstler nutzen die ihnen zur Verfügung stehende halbe Stunde, um den Zuhörern einen kleinen Einblick in ihre beiden bisher veröffentlichten Studioscheiben «Bathyscaphe» (2020) und «Thooï» (2022) zu gewähren. Neben der Seefahrer-Thematik behandelt der Vierer in seinen Kompositionen auch Aspekte aus dem Universum des US-amerikanischen Horror-Schriftstellers H. P. Lovecraft. Fürwahr DIE Entdeckung des Abends! Skaphos sind sozusagen eine maritime Version von Belphegor.
Doodswens
Beim holländischen Todeswunsch («Doodswens») handelt es sich um einen Wiederholungstäter. Die Band stand bereits beim letzten Gastspiel in diesen Räumlichkeiten als Support-Act im Einsatz. An die damalige Darbietung hege ich gemischte Gefühle. Eventuell geht der zweite Anlauf ja besser vonstatten. Wir werden es bald herausfinden.
Im neuen Line Up-Gewand agiert das Gefüge als Trio. Wir haben die Herren N. (Bass/Gesang) und S. (Gitarre) sowie die Dame I. hinter der Schiessbude. Dieser frische Wind scheint exakt die gewünschte Wirkung zu entfalten, denn die Protagonisten musizieren regelrecht entfesselt. Und das sage ich keinesfalls bloss wegen der Weihrauch-Dosis, die sich konstant in meinem Riechkolben einnistet. Doodswens geben Gas und hauen uns mit «Longing For Dead» obendrein einen bis dato unveröffentlichten Track um die Lauscher. Einzig N. unterläuft ein kleiner Fauxpas, als er uns zuerst mit «Austria» anspricht. Ups! Dieses Missgeschick wird dafür im Anschluss in sämtlichen Ansagen mit exzessivem Gebrauch des Wortes «Switzerland» fleissig kompensiert.
Marduk
Die um 22.10 Uhr aufheulenden Sirenen verkünden dann die Ankunft des Headliners. Ohne grosses Vorgeplänkel schreiten die von General Mortuus angeführten Schweden zur Tat und setzen mit «Werwolf» eine erste Duftmarke. Unaufhaltsam rollt die Panzer-Division durch das Hall Of Fame. Gefangene werden keine gemacht und Gnade erfährt hier sowieso keine Sau (ausser allenfalls das «Frontschwein»).
Immerhin tummeln sich mittlerweile etwas mehr Personen vor der Bühne. Von einer ausverkauften Show sind wir trotzdem meilenweit entfernt. Der Publikumsaufmarsch war im vergangenen November definitiv ein bisschen besser. Da zweifelt man fast schon langsam an der ansonsten so hochgelobten Treue der Black Metal-Sympathisanten. Für mich ist das persönlich das inzwischen achte Aufeinandertreffen mit Marduk. Langeweile habe ich bei all diesen Gigs noch nie verspürt. Der Vierer ist einfach ein sicherer Wert! Die Begriffe «Enttäuschung» oder «Schwäche» haben die Nordmänner aus ihrem Wortschatz verbannt.
Den Kultspruch rund um diese Gruppe haben mein Freundeskreis und ich übrigens umgetauft. Von jetzt an heisst es: «Nur Scheisse, verdammte Marduk!» Darüber lachen dürfen wir jedoch erst wieder nach dem Auftritt. Man will schliesslich die ernst aufgesetzte Miene nicht gefährden. Andernfalls wird Nachhilfeunterricht bei Mortuus zum Thema. Der Kerl weiss eindeutig, wie’s geht. Mit hasserfüllter Fratze krächzt er sich seine Seele aus dem Leib und strahlt dabei eine unfassbare Souveränität aus.
Nach rund 75 fehlerfreien Minuten beendet der Headliner sein heftiges Abrisskommando und verschwindet in die Backstage-Zone. Wir lassen das Gezeigte bei ein paar Feierabendbierchen sacken und freuen uns gedanklich schon auf die nächsten Events in der Wetziker Ruhmeshalle. Endlich ist die Agenda wieder rappelvoll!
Das Fanzit – Marduk, Doodswens, Skaphos, Moorah
Meine persönlichen Highlights dieses Abends hiessen Skaphos und Marduk. Sämtliche Equipen durften sich an einer lupenreinen Soundqualität erfreuen. Dafür liess die Besucherzahl bedauerlicherweise zu wünschen übrig… Man hatte wohl keine Lust, die schwedische Panzer-Division nach ihrer Performance am 06. November 2021 in einem verhältnismässig kurzen Zeitraum direkt nochmals im Hall Of Fame zu erleben.
Original Text: Metal Inside
Grima,Ultar, Bloody Tyrant